DER LEIB DER LIEBE: DANIEL ANGE

DEIN LEIB GESCHAFFEN FÜR DAS LEBEN
VON DER ZÄRTLICHKEIT ZUR HARMONIE: WAHRE EROTIK

Ein herzliches Vergelt's Gott an Sissy Mondelos für den mühevollen Abdruck eines der Bücher von Daniel-Ange. Vom Kapitel I fehlen die letzten Seiten, das Kapitel II fehlt leider noch vollständig, Kapitel III (Eucharistie) scheint komplett. Viel Gewinn beim Lesen, Euer Padre Alex.

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Wer sucht nicht nach dem endgültigen Glück? Kehren wir immer wieder ein und werden uns klar, was ist! Euer Padre Alex
Padre Alex - Dr. Alexander Pytlik

ZUM VORWORT

ZUR EINLEITUNG

SOGLEICH ZUM BUCHTEXT

VON DER ZÄRTLICHKEIT ZUR HARMONIE: ZUSAMMENWACHSEN MIT DEM ANDEREN



VORWORT

Du möchtest lieben und Du sehnst Dich danach geliebt zu werden. Dir Nathalie, gefallen Robert, Patrick oder Lukas, aber trotzdem liebst Du vor allem Bertrand .. Und Dir, Peter, gefallen Sylvie, Martina und Beatrice, aber dennoch glaubst Du vor allem Isabelle zu lieben.... Mach Dir keine Sorgen, alle diese Gefühle sind normal... Du hast ein Herz, daß so groß ist, daß die ganze Welt darin Platz hat, denn Du liebst auch und Du weinst, wenn das kleine kolumbianische Mädchen siehst, daß im Schlamm erstickt, die Massaker im Libanon, die hungernden Kinder in Äthiopien... Dir tut sogar das Herz weh beim Gedanken an die ermordeten Seehundbabys...

Wir haben alle die Erfahrung gemacht, daß man ohne Liebe nicht leben kann; der, der Liebe gibt, empfängt mehr, als er gegeben hat. Wie können wir wieder so rein, so "durchsichtig" sein oder werden wie ein kleines Kind, das sich nach den Liebkosungen seiner Mutter sehnt? Ist es nicht das, was jeder sich vom Leben erwartet, unabhängig von seinem Alter, bis ans Ende seines Lebens?

Daniel Ange hat sich eine große Aufgabe gestellt. Er hat sich vorgenommen, all jenen Jugendlichen einen Weg zu zeigen, die lieben wollen und es nicht schaffen, die auf ihrem Weg scheitern, weil sie den "Weg der Liebe" nicht vorbereitet, sich nicht vorgezeichnet haben.

Lies dieses Buch und gib es anderen zu lesen, um besser zu verstehen, was Du, was ihr alle empfindet; es wird euch allen die Augen für die Welt der menschlichen Liebe öffnen, die nur ein Teilchen der göttlichen Liebe ist.

Gleichgültig, ob Du Junge oder Mädchen bist, Du solltest möglichst früh die biologischen Rhythmen verstehen lernen, die Gott uns gegeben hat. Der männliche Wille ist dazu da, sich zu beherrschen, sich der Schönheit des weiblichen Zyklus anzupassen. Die weibliche Nachgiebigkeit ist fähig, den am stärksten Gewappneten zu besiegen, denjenigen, der sich für den Stärkeren hält. Versucht so früh ihr könnt die Schönheit des menschlichen Körpers zu begreifen, die Wunder seiner Funktionen. Die jungen Männer sollen die rhythmischen Abläufe des Fruchtbarkeitszyklus begreifen ... die Mädchen sollten sich selbst gut kennen und die Gefühle der jungen Männer begreifen lernen, die Antriebe, denen sie so oft unterworfen sind.

Macht euch so früh wie möglich mit der Methode der natürlichen Regelung der Fruchtbarkeit vertraut. In den USA spricht man von "bewußter Fruchtbarkeit". Zu den beträchtlichen Schäden, die viele junge Frauen an ihrer Gesundheit erlitten haben, hat die Mentalität einer durch Medikamente induzierten kontrazeptiven Sterilität bei vielen Frauen tatsächlich zur Unfruchtbarkeit geführt. So, als ob man die Befruchtung in vivo vergessen hätte, hören wir heutzutage nur mehr von der Befruchtung in vitro, wobei der Eindruck erweckt wird, es handle sich dabei um einen Fortschritt der Wissenschaft, während sie in Wahrheit nichts anderes ist als die Anwendung veterinär-medizinischer Praktiken auf Mann und Frau. Im Zuge der systematischen Trennung der Gabe der Fruchtbarkeit von der Liebe, der einseitigen Betonung von Lust, Begierden und Genuß, hat unsere Gesellschaft den Boden für AIDS bereitet... im Jahr 1988 waren es allein in Frankreich 3628 Jugendliche, die daran erkrankten, und für das Jahr 1989 waren 21000 vorausgesagt.

Egal, ob ihr alt oder jung seid, zögert nicht, es den "Wissenden", den Wissenschaftlern entgegenzuschreien: Mann und Frau sind keine Tiere, die Heilkunst der Humanmedizin hat nicht denselben Stellenwert wie die Veterinärmedizin. Der lebendige Körper des Menschen gleicht dem des menschgewordenen Gottes und ist genauso heilig. Nichts und niemand hat das Recht, darüber zu verfügen, ein solches Recht kann auch durch von Menschen geschaffene Gesetzte niemand verliehen werden. (Man muß heutzutage den Mut haben, zu sagen, daß die Jungfräulichkeit etwas Wertvolles ist, daß sie wert ist, erhalten und beschützt zu werden, daß sie Jungen und Mädchen, die fähig sind, sie wie ein kostbares Gut, das nicht verschwendet werden sollte, zu bewahren, auf einzigartige Weise wachsen und reifen läßt. Diese Jugendlichen sind dann fähig, mit ihren Freunden offene und unbefangene Freundschaften zu pflegen, in denen ehrliche Gespräche möglich sind. Junge Menschen mit offenem Blick, die begriffen haben, daß ihr Körper ein Wunderwerk darstellt und nicht ein Gebrauchsgegenstand ist, den man irgendwie, an irgendwen in Liebschaften ohne Zukunft verschwendet, haben eine eigene Ausstrahlung, die sie sympathisch macht.)

Lest dieses Buch und gebt es weiter an eure Freunde, als Geschenk an diejenigen, die ihr am meisten liebt und schätzt, und vergeßt nie, daß man in der Liebe ständig dazulernt.

Ja, aus diesem Buch wirst Du lernen, daß Liebe, die nicht wächst, bereits in Gefahr ist, abzusterben. Langsam werden wir lernen, "Liebe zu geben" statt "Liebe zu machen". Es ist die einzige Möglichkeit, Aids zum Verschwinden zu bringen.

Viel Glück damit!

Professor Henri Joeyeux
Medizinische Fakultät der Universität Montpellier

12. Juni 1988

EINLEITUNG

Eine neue Jugend

Dein Körper, dein Herz kennen nur eine Sehnsucht: die Sehnsucht nach dem Leben! Nach einem Leben ohne Grenzen, ohne Ende, erfüllt von Begeisterung für die Liebe, nach einem Leben, das nur aus Liebe besteht. Leben und Liebe = Glück! Und dafür bist du geschaffen!

Wer hat dich in diese Welt gesetzt, in der für dich das ewige Leben beginnt? Gott, der dich liebt, der gar nicht anders kann als dich zu lieben, der alles liebt, was lebt. Mehr als jeder andere träumt er für dich von einer großen Liebe, von ewigem Leben, von Glück ohne Einschränkungen. Er ist es, der dir deine Schönheit gegeben hat, deinen Körper, in dem Er sich selbst verherrlicht hat.

Du aber findest dich in einer Welt, in der alles darauf ausgerichtet scheint, die Liebe zu pervertieren, das Leben zu zerstören. Dort, wo die Liebe zu ihrer Reife gelangt, wo das Leben beginnt, wo Liebe und Leben am engsten verbunden sind, wo beide sich am schönsten übertragen, entfalten und fortsetzen können: in der Familie.

Die Familie wird mit Hilfe der Wissenschaft und auf der sozialen Eben systematisch von allen Seien angegriffen und unterwandert. (Schon anläßlich eines Kongresses der Freimaurer im Jahr 1900 wurde gesagt: "Wir wollen die freie Liebe. Die Ehe kann abgeschafft werden, ohne daß daraus Nachteile entstehen würden." Im Rahmen eines Treffens von Wissenschaftlern in Royaumont, vor dem Erlaß der "Loi Weil", erklärte ein Vertreter der Freimaurer: "Wir wollen die jüdisch-christliche Zivilisation zerstören. Um die Familie zu zerstören, müssen wir zuerst die Familie zerstören. Um die Familie zu zerstören, müssen wir dasjenige ihrer Glieder angreifen, das am schwächsten ist: das ungeborene Kind."

Es ist so, als konzentriere Satan, unfähig, die Liebe und das Leben an ihrer Quelle (dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist) zu zerstören, sich auf jenen Bereich, in dem Gott sich uns am nachhaltigsten als Gott der Liebe und des Lebens offenbart.

Das, was der Familie schadet, schadet der Menschheit. (Man beobachte nur die frühere Situation in einem Land wie Schweden.) Eine derartige Situation ist daher von den Auswirkungen völkischer Ideologien nicht mehr sehr weit entfernt. "Wenn man euch sagt, ein Fötus sei kein Mensch, dann begibt man sich auf dasselbe intellektuelle Niveau wie jener deutsche Arzt, der in Nürnberg verurteilt wurde und der sagte: "ein Gefangener ist kein Mensch!" Bei einer solchen Aussage handelt es sich um das bewußte Vertuschen einer Regression der Intelligenz. Die Veterinärmediziner sprechen niemals von der "Bovinisierung" eines ungeborenen Kalbes.

Eine Zivilisation, die ihre eigenen Kinder nicht mehr achtet, hat nicht die geringste Chance, das Leben ihrer Gegner zu achten. Hat man etwa das Recht, einem zum Tode Verurteilten in kleine Stücke zu schneiden, um damit der Gesundheit der nicht Verurteilten einen Dienst zu erweisen?

DIE ALLERERSTE SOZIALE GERECHTIGKEIT

Noch heimtückischer sind einfach die wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten unserer westlichen Industriestaaten, die dazu beitragen, daß die Familie, das Familienleben, langsam erstickt wird. Die ungeheuer große Zahl der psychisch und emotionell geschädigten Kinder ist auch darauf zurückzuführen, daß es vielen Frauen aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich ist, zu Hause zu bleiben, um ihre Kinder großzuziehen oder ihre kranken Familienmitglieder zu pflegen.

Eine Frau hat oft nicht mehr die Möglichkeit, sich für ein aktives Leben zu Hause zu entscheiden, da eine derartige Situation im Vergleich zur Berufstätigkeit stark benachteiligt ist. Daraus ergeben sich Situationen, die schon allein vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen paradox sind und oft auch große sozial Ungerechtigkeiten nach sich ziehen.

Ist es wirklich "soziale Sicherheit", wenn man gezwungen ist, seine Kinder in der Krippe oder im Kindergarten abzugeben, wenn Kranke, die zu Hause von Familienmitgliedern gepflegt werden könnten, ins Krankenhaus müssen, wenn eine Mutter ihr krankes Kind in die Krippe bringen muß, weil sie zur Arbeit gehen muß? Viele Verunsicherungen könnte durch eine ausgeglichenere Familienpolitik vermieden werden.

Vor allem aber gilt es, zu bedenken, welche Wunde diese Familiendramen schlagen. Ich ertrage oft kaum mehr die Tränen, die Schreie dieser innerlich schwer gestörten Kindern und Jugendlichen hören und sehen zu müssen. Oft können sie ihrer Verzweiflung nur mehr durch die Anwendung von Gewalt Luft machen. Es ist erschütternd, zu sehen, welches Ausmaß die Zerstörung der Familien bereits angenommen hat. Wo gibt es noch Schutz? Welche Familie ist noch von diesem allgemeinen Schiffbruch ausgenommen? Wenn ich zu einer Klasse spreche, weiß ich, daß davon mindestens die Hälfte, wenn nicht überhaupt der größte Teil, aus zerstörten Familien kommt oder einfach Kinder alleinerziehender Eltern sind. Wie in Beirut, wo kein Kind eine Familie hat, in der es nicht mindestens ein Kriegsopfer gibt! Man kann darüber nicht mehr schweigen! Es muß etwas geschehen!

MITTEN IM SCHIFFBRUCH VERLANGEN DIE "BOATPEOPLE" NACH INSELN DES LICHTS

Was können wir tun? Es ist ganz einfach: dem Leben die Liebe zurückgeben. Der Liebe das Leben zurückgeben. Das bedeutet: die bestehenden Familien wieder aufzubauen und die zukünftigen vorbereiten.

Diese beiden Bücher sollen dazu einen kleinen Beitrag leisten. Im ersten haben wir Wege gezeigt, die Wunden zu heilen, die durch die vielen Facetten der Entartung der Liebe geschlagen werden, und einer bereits angeschlagenen Liebe die Freude und den Glanz zurückgeben. Dieses Buch soll zeigen, wohin die Liebe führt: zur Schaffung neuen Lebens.

Dies ist die erste und wichtigste soziale Notwendigkeit. Eine Explosion der Gewalt kann nur durch den Aufbau gesunder, glücklicher Familien, in denen Platz zur Entfaltung der Persönlichkeit besteht, verhindert werden ... Wir wissen, daß 90 % der Verbrecher aus kaputten Familien stammen und daß für viele von ihnen die Gewalt das einzige Ausdrucksmittel für ihre Verzweiflung ist, das ihnen zur Verfügung steht. Dafür zu sorgen, daß die Kinder von morgen in Familien aufwachsen können, die Oasen des Friedens sind, ist die einzige Möglichkeit, die Eskalation der Gewalt zu verhindern, die sich schon jetzt ankündigt. Den Kindern von heute müssen wir die Familien wieder aufbauen, die Wunden, die sie bereits empfangen haben, werden nur durch die Liebe in der Familie wieder geheilt werden: einen anderen Weg gibt es nicht, die "Epidemie" der Selbstmorde aufzuhalten. In Familien, in denen Einigkeit und Freude herrscht, sind Selbstmorde äußerst selten.

Inmitten des Schiffbruchs der modernen Gesellschaft brauchen wir alle, genauso wie die asiatischen "Boatpeople" Inseln des Lichts, die uns den Ausweg aus unserer Misere zeigen.

Wie kann man wieder strahlende, glückliche Familien ins Leben rufen? Einfach, indem man Gott wieder zum Mittelpunkt der Familie macht. Es hat wenig Sinn, gegen die Flut von Unrat, die sich täglich bis ins Innerste der Familie ergießt - Pornofilme im Fernsehen, anzügliche Artikel und Bilder in Zeitungen und Zeitschriften, Drogen, Prostitution, etc. - anzukämpfen; man kann nicht 24 Stunden täglich Wasser schöpfen, wenn das Boot bereits Löcher hat!

BIOLOGISCH GESEHEN GEHÖRT DIE ZUKUNFT DEN GLÄUBIGEN

Wir müssen weniger nach außen abwehren als uns von innen her stark machen. Die innere Struktur ist wichtiger als der äußere Panzer.

Das Wichtigste ist: Jesus die Möglichkeit geben, sich bei uns einzuladen, wie er das seinerzeit bei Zachäus getan hat. Und von ihm beim Namen rufen zu lassen.

Eine kürzlich in den USA erstellte Statistik zeigt, daß es von 1250 Familien, in denen regelmäßig gebeten wird, nur in einer einzigen zu einer Scheidung kam. "Eine Familie, in der gebetet wird, ist eine Familie, die zusammenhält." (Mutter Teresa).

Eine Familie, die betet, ist eine glückliche und einige Familie. Das Gebet hat einen nicht zu unterschätzenden sozialen und demographischen Effekt. Professor Jerome Lejeune sagte kürzlich. "Biologisch gesehen liegt die Zukunft der Menschheit bei den Gläubigen. Bis jetzt war die Selektion der Kinder eine natürliche, jetzt wird sie zu einer spirituellen. Nur die, die wirklich Kinder wollen, kriegen auch welche. Ich keine einzige Familie mit mehr als drei Kindern, die nicht gläubig ist!" Und ich füge hinzu: ich kenne kaum einen Jugendlichen, der freiwillig bis zur Ehe Enthaltsamkeit übt und der nicht gläubig ist! Die Glaubenden sind unsere Zukunft!

All dies ist den jungen heranwachsenden Generationen bekannt oder sie fühlen es zumindest. Daher kommt auch der verblüffende Erfolg der diversen internationalen Familienkongresse, an denen die jungen Paare zu Tausenden teilnehmen. Im Rahmen der großen Jugendtreffen erhalten Vortragende, die über Liebe, Enthaltsamkeit und Treue sprechen, endlose Ovationen. Überall zeigt sich die Sehnsucht nach der Familie, die allen Versuchen der Unterdrückung und Unterwanderung zum Trotz immer noch das Ziel der Wünsche fast aller jungen Menschen ist.

Brüssel, am 19. März 1988 (Hochfest des Heiligen Joseph)

P. S.: (vierte Ausgabe) In den letzten zwei Jahren habe ich mit großer Freude und Verblüffung verfolgt, welchen rapiden Aufstieg die Familie in der "Hitparade der Werte" bei den jungen Menschen erlebt hat. Die Familienkongresse, ob auf internationaler (Brüssel, Wien Belgrad) oder auf nationaler Ebene (Straßburg, Fribourg, Lille) Ebene finden mehr und mehr Zulauf von Seiten der Jugend. In Belgrad brachte das staatliche Fernsehen einen Bericht, der eine ganze Stunde dauerte; in einem Saal der staatlichen Universität wurde das Allerheiligste angebetet. Überall im Osten sucht eine Jugend, der man die Religion vorenthalten hat, nach solider geistiger Nahrung: nach der Wahrheit - der ganzen Wahrheit.

Jänner 1990 (Hl. Johannes Bosco)


"JA" ZUM LEBEN - "JA" FÜRS LEBEN

"Eine größere Liebe hat niemand als die, daß er sein Leben hingibt für seine Freunde." Joh. 15

"Verwechselt nicht die frühzeitige Erfahrung von Lust mit der Selbsthingabe einer Liebe, die sich bewußt für immer verpflichtet. Bereitet Euch vor auf die einzige Form des Lebens, die der Liebe wirklich würdig ist, um etwas aufbauen zu können, daß die Dimensionen eines ganzen Lebens hat." Johannes Paul II, Montreal, September 1988

SICH VERLOBEN = SICH AUFEINANDER EINSTELLEN. DAS NOVIZIAT DER LIEBE : DIE VERLOBUNGSZEIT

Dieses Wort ist nicht tot, ohne Inhalt. Es hat für viele den Reiz des Neuen, Unbekannten, einfach deshalb, weil Deine Generation es so gut wie nicht mehr kennt. Es ist dabei, wieder aus der Versenkung aufzutauchen. Einsiedler und Verlobte: zwei Erscheinungen, die schon totgesagt waren und jetzt wieder zu neuem Leben erwachen.

Von überall kommen sie, diese Jugendlichen, die nicht mehr zu zögern, sich Zeit zu lassen, Zeit, um ihre Liebe wachsen, reifen und vertiefen zu lassen, damit sie tiefer in der Wahrheit verwurzelt sei, erhellt durch Erkenntnis und stark in der Gegenseitigkeit.

Im Kloster muß man ein Noviziat durchleben, bevor man die ewigen Gelübde ablegt, um das Leben, für das man sich berufen fühlt, besser kennenzulernen, und damit beide Seiten (der Novize/die Novizin und die bestehende Klostergemeinschaft) feststellen können, ob das auch wirklich der Wille Gottes ist.

Die Ehe kann man nicht improvisieren! Sie ist eine so große Entscheidung, ein so großer Schritt, daß sie durch einen langen, gemeinsamen Weg vorbereitet werden muß. Wir haben schon gesehen, wie wir diese Lernperiode leben sollen, wie sehr die gegenseitige Liebe auch das gegenseitige Kennenlernen, das miteinander Vertrautwerden bedeutet (siehe Band I, letztes Kapitel). Jetzt können wir einen Schritt weitergehen.

Die Liebe ist schon erwacht, gegenseitig, ausschließlich. Man bereits gemeinsam ein Stück Weges zurückgelegt. Man beginnt ernstlich an die Ehe zu denken. Man möchte sie vorbereiten und sich selbst dafür bereitmachen.

(Lies in der Bibel die Beschreibung der Begegnungen, die einer Eheschließung vorausgingen. So z.B. die Begebenheit, bei der die junge Rebekka ihren Gemahl findet. Zunächst durch die Vermittlung eines Knechts: "Das Mädchen aber sah sehr schön aus; als Jungfrau hatte sie noch kein Mann erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam herauf. Der Knecht lief ihr entgegen und sprach: "Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Krug zu trinken!" ... Dann führt der Knecht sie zu seinem Herrn. "Isaak war sinnend um die Abendzeit aufs Feld hinausgegangen. Er hob seine Augen und erblickte die ankommenden Kamele. Auch Rebekka hob ihre Augen und sah den Isaak. Sie ließ sich vom Kamel herab ... griff zum Schleier und verhüllte sich ... Isaak brachte sie ins Zelt seiner Mutter Sara. Er nahm dann die Rebekka und sie wurde seine Frau. Er gewann sie lieb ..." (Genesis, 24). Oder ein Beispiel für das Bedürfnis, beschützt zu werden, das im Buch Ruth so schön beschrieben ist: "Boas .. legte sich am Rand des Getreidehaufens nieder Sie näherte sich heimlich, deckte den Platz zu seinen Füßen auf und legte sich hin. Um Mitternacht fuhr der Mann erschreckt auf, beugte sich vor und siehe, eine Frau lag zu seinen Füßen. Er sprach: "Wer bist Du?" Sie entgegnete: "Ich bin Ruth, deine Magd. Spanne den Saum deines Gewandes über deine Magd aus; denn Löser bist Du!"(Ruth 3,6)

Verlobungszeit: eine gesegnete Zeit, in der man das gegenseitige Vertrauen auf die Probe stellt, in der man lernt, sich auf den anderen zu verlassen, in der man sich und dem anderen beweist, daß man verläßlich ist. Auf holländisch sagt man "verloving", ein Wort, das zwei Wurzeln hat: glauben und loben! Aneinander glauben und den Herrn für die Existenz des anderen loben!

SRÜSTEN FÜR DIE EWIGKEIT; SICH ANPASSEN; UM DURCHZUHALTEN

Man kennt einander - aber noch so schlecht, so wenig! Ein Versprechen für das ganze Leben wiegt so schwer! Wie kann man sich das ein bißchen leichter machen? Es kommt die Zeit, nachdem man einander bereits nahegekommen ist, in der es gilt, sich genauer aneinander anzupassen, zu lernen, die Liebe bis hin ins kleinste Detail des Umgangs mit dem anderen zu verwirklichen. zwei Stücke eines Motors müssen ja auch millimetergenau ineinandergepaßt werden, um funktionieren zu können und man baut auch nicht einen Teil eines Renault-Motors in einen Citroen ein!

Sich kennenlernen: ein schönes Stück Arbeit! Es gilt, das Temperament, den Charakter, den Geschmack, die Leidenschaften, die Gewohnheiten des anderen zu erfassen, seine Atavismen, seine Erbanlagen herauszufinden, seine Familie, sein Milieu, seine Arbeit kennenzulernen, seine Sprache verstehen und seine Gesten interpretieren zu lernen. All das ist nicht in einem Tag zu machen: wie viele Gespräche und Diskussionen, wie viel Verständnis und Geduld sind dazu nötig!

Es gibt so viele Fragen, die gemeinsam gestellt und gelöst erden müssen: wie soll die Fruchtbarkeit geregelt werden, ohne die Liebe zu sehr zu belasten? Wie viele Kinder sollten geboren werden, wie sind sie zu erziehen? Wie gestaltet man die Beziehung zu den Verwandten? Nach welchen Grundsätzen regelt man die finanzielle Situation? Und zahlreiche andere Probleme, die alle besprochen und gelöst werden sollen, bevor sie sich tatsächlich stellen, bevor man in der Praxis des täglichen Zusammenlebens damit konfrontiert wird. Es ist viel leichter, diese Probleme im Licht tiefer Erkenntnisse zu betrachten, solange man noch die Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen.

Die Art und Weise, wie wir mit unseren Wahlmöglichkeiten umgehen, bestimmt unsere Entscheidungen zu der Zeit, in der wir sie dann treffen müssen. Die Qualität des Austausches zu dieser Zeit kann für das ganze Leben entscheidend sein!

Diese Zeit sollte eine Periode der Kontemplation sein, in der man sich kennenlernt, noch ohne große Verantwortung tragen zu müssen, in der man sich in der Wahrheit näher kommen kann.

Sie sollte aber auch jedem der beiden Gelegenheit sein, die Charismen und die Sehnsüchte des anderen zu begreifen, eine Übergangszeit, in der sich der Wechsel von einem durch vielfältige Beziehungen gekennzeichneten Lebensstil zu einer privilegierten Beziehung, die das ganze Leben dominiert, bereits abzeichnet. Die scheinbare Einschränkung in der Anzahl der Beziehungen zieht eine Bereicherung und Vertiefung der wichtigsten Beziehung nach sich. Was an der Oberfläche verloren geht, wird in der Tiefe dazugewonnen. In dieser Phase kann die Hilfe eines Begleiters, eines zeugen, der einen gewissen "Überblick" behält, von großer Bedeutung sein.

In dieser Zeit sind auch Exerzitien von großem Wert, sei es jeder für sich, sei es gemeinsam. (Ideal wäre beides zu verschiedenen Zeiten). Ich kenne Verlobte, die, jeder für sich, vor der Ehe eine gewisse Zeit in religiösen Gemeinschaften gelebt haben. In einem Fall verbrachte der junge Mann ein Jahr in einer Schule für Evangelisierung, während seine Verlobte in einem Heim für Behinderte arbeitete, ein Jahr der Reifung für beide, in dem sie einander nur während der Ferien sehen konnten. "Ein hartes, aber gesegnetes Jahr" erinnern sich die beiden im nachhinein. Ein solcher Fall stellt natürlich eine Ausnahme dar. Aber das Wesentliche ihrer Erfahrung kann auch auf andere, vielleicht nicht weniger anspruchsvolle Art und Weise gelebt werden.

"Schluß daher jetzt mit dem albernen, inhaltsleeren Bild einer Verlobungszeit, in der nur Blümchen und Komplimente getauscht wurden. Die Verlobten, die in dieser Zeit daran arbeiten, sich in der Wahrheit und Liebe näherzukommen, wappnen sich heute für die Ewigkeit."

Diese Aussage stammt von einem Paar am Ende der Verlobungszeit von ... vier Jahren, in der sie dem anfangs vereinbarten Prinzip treu geblieben sind: in dieser Zeit keinen sexuellen Kontakt zu haben

VERGANGENHEIT, GEGENWART UND ZUKUNFT: DEINE, MEINE, UNSERE

Eine sexuelle Beziehung, die sich voll entfaltet, schließt auch die Seele des anderen mit ein und ist daher in erster Linie eine Verflechtung zweier Existenzen, die sich miteinander vermischen. Wenn eine solche Beziehung die ganze Person erfaßt, bedeutet das, daß dein ganzes Leben, deine Vergangenheit und deine Zukunft, davon betroffen sind. Wir müssen den anderen auch in seiner "Dauer" kennenlernen, weil sie ein Teil seiner Person ist. Die Wesenhaftigkeit, der Charakter einer Person ist kein punktuelles Phänomen, das in einem bestimmten Augenblick vom Himmel fällt und das mit dem Rest seines Lebens nichts zu tun hat. (Den anderen als Person entdecken bedeutet, ihn in seiner Dauer zu erleben, nicht nur in einem erotischen Augenblick währen des Verführungsspiels. Es bedeutet, ihn anzunehmen mit seiner - vielleicht schmerzlichen - Vergangenheit, diese ohne Eifersucht zu respektieren, die Geschichte seiner Kindheit anzuhören, die Eingeständnisse seiner Fehler. Den anderen in seiner Dauer zu erfassen, heißt auch, geduldig zu werden, während die Leidenschaft, der "Austausch zweier Phantasien und der Kontakt mit der Haut des anderen", immer ungeduldig ist". Olivier Clement)

DER VERZICHT IST FÜR DIE LIEBE WIE DIE GRUNDMAUERN FÜR EIN HAUS

Es wird Augenblicke der Leere und schwierige Situationen geben. Man wird sich versucht fühlen, die Beziehung abzubrechen, mit einem anderen wieder neu anzufangen, mit dem das Leben vielleicht leichter wäre. Und in diesen Augenblicken wäre es so viel leichter, sich in die Arme des anderen fallen zu lassen, sich mit Liebkosungen zu begnügen, auch ohne miteinander zu schlafen. Auf diese Weise könnte die mühsame Kleinarbeit der gegenseitigen Anpassung vermeiden werden: die sexuelle Übereinstimmung würde eine Harmonie der Herzen vortäuschen, die aber zwangsläufig nur Illusion sein kann. Man würde so heiraten, nachdem man sich die schwere Arbeit des gegenseitigen Kennenlernens erspart hat. Wenn dann die nächste Krise kommt und die Euphorie der ersten sexuellen Begeisterung vorüber ist, kommt alles in Gefahr, zusammenzubrechen.

Das Haus ist auf Sand gebaut. Man kann nicht ungestraft an den Fundamenten sparen ... an solide gebauten Grundmauern, Ecksteinen der zukünftigen Ehe (Viele Ehepaare, die eine konstruktive Verlobungszeit durchlebt haben, erwähnen, wenn sie davon sprechen, die Schwierigkeiten, aber auch die Fruchtbarkeit dieser Zeit; andererseits gibt es viele, die eine solche Zeit der Annäherung und Anpassung nicht durchlebt haben und die in den ersten Ehejahren mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten.

Kürzlich hörte ich in Mailand ein junges Paar Zeugnis seiner Lebensweise geben. Silvano: "Wir leben zusammen wie Bruder und Schwester. Anna-Maria gehört in erster Linie Gott und erst dann mir. Ich gehöre in erster Linie Gott und erst dann ihr. Wir versuchen, unsere Verlobungszeit im Gebet zu leben. Unsere Erfahrung ist, daß es am besten ist, Gott über alles zu stellen, sich zuerst auf ihn zu konzentrieren. Den Rest besorgt dann schon Er.")

VON DER ZÄRTLICHKEIT ZUR HARMONIE: ZUSAMMENWACHSEN MIT DEM ANDEREN

Die Liebe in jeder Form ist immer ein Gesang: ein Gedicht, eine Symphonie.

"Für die Herzen ist die körperliche Vereinigung das, was ein Musikinstrument für eine Symphonie, ein Stück Holz für das Feuer ist".

Es muß auch noch Feuer geben, das brennt, die Symphonie, die zu spielen ist. Eine Symphonie muß komponiert und niedergeschrieben werden; das kann nicht an einem Tag geschehen. Bevor zwei Musiker gemeinsam ein Konzert zu spielen beginnen, nehmen sie sich Zeit, ihre Instrumente aufeinander abzustimmen, um jeden Mißklang zu vermeiden. Erst, wenn die beiden Instrumente perfekt gestimmt sind, werden sie ihr Konzert beginnen.

(Ein Seminarist liest auch keine Messe bevor er nicht zum Priester geweiht wurde: er erwartet seine erste Messe mit Sehnsucht und Ungeduld, aber er weiß, daß er warten muß. Er weiß, daß es keinen Sinn hätte, bevor er nicht sowohl die Gnade als auch die Fähigkeit dazu erlangt hat.

Sich in Zärtlichkeit aufeinander einstellen, bevor man sich - und damit man sich - in echter, "Richtiger" Harmonie, zum "richtigen" Zeitpunkt, miteinander vereinen kann.

Und außerdem - "hat die Liebe nicht noch andere Tasten auf ihrer Klaviatur als nur den Sex", um das Oratorium der Zärtlichkeit singen zu können? Sich gegenseitig das herz ausschütten, sich in einer tiefen Intimität der Seele dem anderen anvertrauen, sich tausend kleine Aufmerksamkeiten ausdenken, sich gegenseitig zuhören, sich in die Augen schauen, endlose Gespräche über alles zu führen, was man auf dem herzen hat: auch daraus wird bereits die Symphonie eines Lebens zu zweit. Die körperliche Vereinigung bekräftigt dann nur noch mehr die Vereinigung der Herzen, die bereits vorher stattgefunden hat.

"Wir kennen uns seit 2 - 3 Monaten. Ich habe lang gebetet, um ihn zu finden und ich empfinde ihn als ein Geschenk Gottes. Er sagt oft: "Laß uns ganz klein anfangen, um groß abzuschließen". Wie soll man Tag für Tag, Wochenende für Wochenende diese Entwicklung fortsetzen? Jeder in seinem Tempo. Wie finden wir den Rhythmus jedes einzelnen, damit daran ein schöner Gesang wird, sowohl für die anderen, als auch für Gott?" (Pascale, 22 Jahre

DIE KREATIVITÄT DES HERZENS

Wenn man drauf verzichtet, sich gegenseitige Liebe auf sexuellem Weg zu zeigen, ist man gezwungen, erfinderisch zu sein, um andere Ausdrucksformen zu finden. Es ist erstaunlich, wieviel es da zu entdecken gibt. Die sexuelle Beziehung bedeutet eine Abkürzung, eine Ersparnis dieser ungeheuren Kreativität des Herzens, weil alles auf einmal gesagt scheint. Es gibt nichts mehr zu erfinden, sich auszudenken, zu finden!

In einer rein auf die sexuellen Aspekte aufgebauten Beziehung bleiben zwei Menschen immer zwei Menschen. Die Entscheidung aber, nicht miteinander zu schlafen, aus reiner Liebe zu Gott, aus Respekt vor dem anderen, macht bereits eine Einheit aus den beiden. Es besteht zwischen ihnen bereits ein ungewöhnlich starkes Band, ein Einverständnis, eine geheime Komplizenschaft: sie sind vereint in ihren Bemühungen und Schwierigkeiten, in ihrem Kampf gegen sich selbst, um die Beherrschung ihrer selbst. Sie bremsen einander, ermahnen einander, wenn einer in Gefahr kommt, die selbst gesteckten Grenzen zu überschreiten. Sie helfen einander, korrigieren einander und richten einander auf. Sie spielen miteinander ein wunderbares Spiel der Wahrheit, das die Liebe nur intensiver macht, die herzen noch enger zusammenschweißt, viel stärker als eine verführte sexuelle Beziehung dies zu tun imstande wäre. In einem solchen Spiel findet jeder selbst, wie weit er mit den körperlichen Gesten der Zärtlichkeit gehen kann, ohne die Keuschheit zu verletzen, für die sich die beiden freiwillig entschieden haben.

Nehmt euch jedesmal, wenn ihr einander seht, genügend Zeit, miteinander zu beten. Alles andere wird dann vom Licht Gottes erfüllt sein.

Diese gemeinsamen Augenblicke der Besinnung vor dem Herrn sind es, die uns davor bewahren, auf unserem Weg ins Schleudern zu geraten. Sie sind die Wellen, aus denen ihr die Kraft schöpfen werdet, in der Keuschheit beständig zu bleiben und die Gnade, einander alle Unaufmerksamkeit, kleinen Mißverständnisse zu verzeihen .. gibt dieses Bild nicht der Verlobungszeit eine ganz andere Dimension?

EIN SELTSAMER VERLOBTER

Es war verliebt in das schönste Mädchen, das jemals gelebt hatte. Sie war die Schönheit, das Licht selbst. Doch Gott hatte anderes mit ihr vor, er wollte sie ganz für sich haben. Er versteht nicht, er will sie ihren Weg allein gehen lassen, da sie doch offensichtlich nicht für ihn ist. Doch Gott verlangt von ihm, daß er bei ihr bleibe, daß er für sie sorge und ihr beistehe in allem, was in ihr vorgeht, auch wenn er das nicht verstehen kann. Und er nimmt sie ein zweites Mal auf, er respektiert ihr Geheimnis, das sie in sich trägt, und das für sie beide unverständlich ist. Zwischen ihnen entsteht eine neue Liebe, ein Gemeinschaft zum Dienst an dem Kind, das ihnen anvertraut ist, und das Gott selbst ist: Jesus. Sie haben keine sexuelle Beziehung, aber vielleicht hat es zu keiner Zeit zwischen zwei jungen Leuten eine derartige intensive, tiefe Liebe gegeben wie zwischen ihnen. Sie sind gleichzeitig das erste christliche Ehepaar und die ersten um des Himmelreiches willen zölibatär lebenden Geweihten.

Wie schwer muß ihm die Keuschheit in manchen Situationen gefallen sein! Er hat nicht versagt. Sie muß ihm mit zärtlichem Verständnis dabei geholfen haben.

Du hast ihn bereits erkannt. Joseph von Nazareth. Ein Heiliger, der in bestimmten Situationen gut helfen wird!

WO GOTT SICH DEN MENSCHEN VORSICHTIG VERTRAUT MACHT

Weißt du, daß die Kirche eine eigene Liturgie - ein öffentliches Gebet - für die Feier der Verlobung vorgesehen hat? Sie ist einfach und sehr schön. Sie bittet für diese Zeit, die schwierig, aber sehr gnadenreich ist, um die ganze Kraft und die Freude, die der heilige Geist geben kann. Er ist DER Meister der Liebe. Bitte einen Priester, dieses großartige Gebet der Kirche mit euch zu zelebrieren. Ihr werdet sehen, daß es Früchte bringt.

Die Verlobungszeit! Ist es nicht dasselbe, was Gott mit seinem Volk erleben wollte, das er so sehr liebte? In den langen Jahrhunderten, die der Vereinigung Gottes mit der Menschheit durch das Fleisch und Blut Jesu vorausgingen, nahm Gott sich Zeit, sich seinem Volk erkennen zu geben. Um keinen Mißerfolg durch überstürztes Handeln zu riskieren, dauerte es Generationen um Generationen, um das Volk darauf vorzubereiten, Ihn kennenzulernen und Ihn willkommen zu heißen zu der Zeit, zu der Er selbst als Mensch zu ihnen kam. Was man das Alte Testament nennt, ist nichts anderes als die Geschichte der langen Zeit, in der Gott sich den Menschen vertraut machte.

Um eure Verlobungszeit im Licht des Geistes zu erleben, lest oft miteinander die Psalmen, jene leidenschaftlichen Lieder, in denen die große Liebe Gottes zu seinem Volk mitschwingt. Er hat keine stärkeren Vergleiche für seine Beziehung zu uns gefunden als das "symphonische Duo" zwischen zwei Liebenden.

"Siehe, darum will ich sie in die Wüste führen und zu ihrem Herzen reden. Dorthin wird sie mir willig folgen wie in der Zeit ihrer Jugend. Auf ewig nehme ich dich mir zu Ehe mit dem Versprechen von Recht und Gerechtigkeit, von Huld und Erbarmen!"

(Hosea 2, 16-21)

Wie sich nämlich der Jüngling mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer; wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich über dich dein Gott."

(Isaias, 62)

Wenn dann aber der angekündigte, ersehnte, erwartete Bräutigam endlich kommt, dann sehen, fühlen und erleben wir, wie man die Liebe, die ganze Liebe lebt.

DIE GEHEIME FREUDE DES ADVENTS

Die Trennung spielt eine ungewöhnliche Rolle für das Wachstum der Liebe zwischen den Verlobten. "Wo ist er, den mein Herz liebt?" Es ist dieses Wechselspiel zwischen Abwesenheit und Gegenwart, das die Liebe erzieht und reifen läßt.

Dies ist also die Zeit vor der Ehe, der "Advent" der Ehe. Wer die Erwartung nie kennengelernt hat, kann auch die Hoffnung nicht kennen. Das wahre Kennenlernen impliziert eine gewisse Distanz, eine Distanz, die die Sehnsucht nur noch intensiver werden läßt.

Wie kann ein Kind die Vorfreude, die Erwartung kennenlernen, wenn man ihm sein Weihnachtsgeschenk einen Monat zu früh gibt? Wie kann er es schätzen, wenn er darauf nicht gewartet , sich nie darauf gefreut hat? Woher soll es die schöpferische Kraft des Wartens, die Vorfreude, die Hoffnung kennenlernen?

Zwei Verlobte am Ende einer vierjährigen Verlobungszeit:

"Wir sind oft enttäuscht von den Predigten und Vorträgen über die Ehe, sogar von Vertretern der Kirche; sie erscheint wie eine ziemlich in Auflösung begriffene theologische Wahrheit, abgelöst von den Realitäten des täglichen Lebens. Für uns ist die Tatsache, daß wir unser Leben Christus geweiht haben, nicht nur ein - wenn auch wichtiger - Aspekt unter allen anderen Aspekten des gemeinsamen Lebens. Für uns, die wir Jesus ganz gehören, sagt uns Gott, daß unsere Berufung die Ehe ist. Unser Leben mit Jesus steht grundsätzlich an erster Stelle. Gott will, daß wir unsere Weihe im Sakrament der Ehe leben. Das beeinflußt und verändert unser ganzes Leben, schon jetzt in unserer Verlobungszeit, die wie ein Noviziat ist; unser zukünftiges Eheversprechen wird für uns denselben Stellenwert haben wie ein Gelübde beim Eintritt in eine religiöse Gemeinschaft. Wir geben Zeugnis davon, das dies für uns eine Realität des täglichen Lebens bedeutet."

Alex und Maud

DIESE EHE, FÜR DIE GOTT EIN VERSPRECHEN ABGIBT
DAS GRÖSSTE "JA ZUM LEBEN" IST EIN "JA FÜR DAS LEBEN"

Tag für Tag hämmern die verlogenen Slogans auf uns ein: "An dem Tag, an dem du heiratest, ist es aus mit der Freiheit für mindestens 30 Jahre!" "In der Ehe werden der Liebe Fesseln angelegt"! Und so weiter! Man glaubt einen Gefangenen vor sich zu haben, der sein Urteil entgegennimmt!

Es gibt kein größeres "Ja zum Leben" als ein "Ja fürs Leben", keinen größeren Ausdruck der Hoffnung als das Versprechen: "in guten wie in schlechten Tagen", mit vollem Vertrauen ausgesprochen. Oft hört man: "Ich fühle mich dazu nicht fähig, ich weiß nicht, ob das funktionieren kann, das ist doch alles Unsinn". Aber mach dir keine Sorgen vertraue auf Gott er wird dich nicht im Stich lassen! Er liebt dich, mehr als du erfassen kannst.

Die Ehe ist in erster Linie weder eine soziale Konvention, noch eine familiäre Gewohnheit oder ein kirchlicher Ritus, sondern ein Grundbedürfnis der Seele selbst. Wer wirklich liebt, verspürt den Wunsch, sich für immer zu schenken.

Wenn diese Dimension, dieses "für immer", mit der Liebe nicht mehr untrennbar verbunden ist ... ist es dann überhaupt Liebe? Ist ein Geschenk, das "bis auf Widerruf" gegeben wird, überhaupt ein Geschenk? Was ist ein e Zuwendung wert, in der die Rücknahme schon einkalkuliert ist?

Natürlich ist es nicht leicht, alles zu geben, was man hat und ist, nicht auf flüchtige, zufällige, an Bedingungen geknüpfte Art und Weise, sondern unwiderruflich, unwiederbringlich, für immer und ewig...

Ein solches Geschenk eines ganzen Lebens birgt natürlich viele Gefahren. Niemand kann von vornherein wissen, wie es ausgehen wird. Aber was wäre ein Leben ohne Überraschungen, ohne das Unvorhergesehene, vorprogrammiert und geregelt bis ins letzte Detail?

Wäre so ein Leben sehr spannend? Wer hat schon einmal von Abenteuern ohne Gefahren gehört? Die Ehe ist ein Sprung ins Leere. Dazu braucht man Mut und Kühnheit, die Kühnheit des Fallschirmspringers, des Extrembergsteigers.

Ist eine Liebe, die ständig nach Versicherung, nach Garantien sucht, überhaupt das, was man als wahre Liebe bezeichnen kann? Hätte Kolumbus Amerika entdeckt, wenn er nicht gewagt hätte, en Weg anzunehmen, den vor ihm noch keiner riskiert hatte? Hätten die Astronauten auf dem Mond spazieren können, wenn sie nicht vorher das Raumschiff bestiegen hätten?

Ist es nicht viel aufregender, sein Leben zu riskieren, wenn die Lieben den ersten Platz darin einnimmt? Das Loch, in das man zu springen scheint, existiert ja nicht wirklich: Gottes Hände sind immer bereit, einen aufzufangen. In diese Hände können wir uns vertrauensvoll fallen lassen, wenn wir uns dem, den wir lieben , ganz zu eigen geben.

Nein, die Ehe ist kein Trugbild: Gott verspricht seine Hilfe und er hält sein Versprechen.

KANAA: DER WEG DER LIEBE BIS ZUR HOCHZEIT DES LAMMES

"Am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kanaa in Galiläa und die Mutter Jesu war dort." Johannes, 2

Marie und Denis: zwei Jahre lang hatte ich ihren Weg verfolgt. Ich bewunderte die Art und Weise, in der sie ihr "Zölibat der Liebe" mit Jeunesse-Lumiere gelebt hatten, wie sie ihre Liebe ganz Gott anvertrauten, bevor sie sich am Ende des Jahres offen dazu bekannten. Ich beobachtete sie während der Monate ihrer Verlobungszeit, in der sie sich geduldig und liebevoll aufeinander einstellten. Und schließlich war ich eines Morgens Zeuge, als sie sich in einer kleinen romanischen Kirche im Zentralmassiv das Sakrament der Ehe spendeten.

Wie glücklich und strahlend sahen sie aus! Aber wer war es an jenem Morgen, der noch glücklicher war als sie und als wir alle? Gott selbst! Gott, der seit Anbeginn der Zeiten auf diesen Moment gewartet, diesen Moment vorausgesehen hatte! Auch er gibt bei der Eheschließung ein Versprechen ab, er ist eigentlich der, der es als allererster tut. Er verspricht seine Gnade, seine Liebe, seine Treue. Er ist Zeuge und Garant. Man kann untreu sein, ihm und dem Ehepartner. Aber er wird uns nie, niemals fallen lassen. Seien Treue ist größer als unsere Untreue - wenn wir sie wollen. Daher war es Gott, mehr als alle anderen, der an jenem Tag von Freude erfüllt war.

WILLST DU EINE BRAUT AUS DEN HÄNDEN DES VATERS ENTGEGENNEHMEN?

An jenem Morgen ging Gott ein Risiko ein: "Denis, möchtest Du Marie in dein Leben aufnehmen? Seit Ewigkeiten habe ich sie darauf vorbereitet. Heute vertraue ich sie dir an. Sie ist mein Kind. Sie wird deine Braut sein. Ich gebe ihr Leben in deine Hände. Ich vertraue dir."

"Marie, ich nehme dich an als meine Frau und ich gebe mich dir, um dich treu zu lieben, bis der Tod uns scheidet."

"Denis, ich nehme dich an als meinen Mann und ich gebe mich dir, um dich treu zu lieben, bis der Tod uns scheidet."

Einander anvertraut zu werden durch den, der beiden das Leben gegeben hat: welch ungeheure Kühnheit! So habe ich Marie aus den Händen des himmlischen Vaters Denis entgegennehmen sehen - und umgekehrt. Jeder hat den anderen aus den Händen Gottes entgegengenommen, wie auch jeder ja letztendlich aus diesen Händen stammt. wir waren dabei, wir haben zugehört, als sie die Ringe wechselten. Ihre Stimmen klangen zaghaft vom Gefühl überwältigt, aber fest in ihrer Sicherheit:

"Denis, nimm diesen Ring und steck ihn Marie an den Finger , als Zeichen der Liebe und Treue, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen".

"Marie, ich gebe Dir diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue."

"Marie, nimm diesen Ring und steck ihn Denis an den Finger, als Zeichen der Liebe und Treue, im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen".

"Denis, ich gebe Dir diesen Ring als Zeichen meiner Liebe und Treue."

EIN ANDERER KOMMT DAZU - UND SIE WERDEN ZU ANDEREN MENSCHEN!

Derjenige, der damit auf dem Plan erscheint, ist der Heilige Geist. Er macht ihre Vereinigung zu einer Gemeinschaft, einer "Kommunion". Er drückt den beiden sein Zeichen auf. Sie haben nicht zufällig als Evangelium das Gebet Jesu gewählt: "Vater, laß sie eins sein, so wie wir eins sind, ich in dir und du in mir. Laß sie eins sein in uns!"

Es war auch nicht zufällig, daß sie eine Ikone der Heiligsten Dreifaltigkeit vor dem Altar aufgestellt hatten. Nachdem sie ihre Eheversprechen abgegeben hatten, beteten wir für sie um den lebendigen Geist, der den Vater und den Sohn verbindet, und unser Gebet hallte von den Gewölben wieder: "Komm, Heiliger Geist, komm herab auf sie, gib ihnen deine Freude!"

Wie könnte er diesem Gebet widerstehen, wenn die ganze Kirche ihn ruft? Er ergießt sich über sie, man sieht ihn nicht, aber im Herzen spürt man ihn. Kurze Zeit später wird er in derselben Art und Weise auf Brot und Wein herabkommen und sie in das Fleisch und Blut Christi verwandeln. Es ist, als hätte es aus dem Brautpaar zwei Hostien gemacht, ihre gegenseitige Liebe ist ein lebendige Dank für die Herrlichkeit Gottes "Eucharistie" bedeutet: lebender Dank"). Von diesem Moment an hat ihre Liebe eine ganz neue Dimension, eine noch nie erlebte Tiefe erlangt. In ihnen hat sich etwas verändert. Ein ganzes Leben wird nicht zu lang sein, um diese Tiefe auszuloten.

Von diesem Moment an wird "jeder seine Seele in die des anderen gießen" (Franz von Sales), oder vielmehr, sie werden sein "wie zwei Kelche, die sich ineinander ergießen" (Paul Claudel).

Als Mann und Frau werden sie einander Christus spenden; wie in der Eucharistie, Brot und Wein. Vor der Hochzeit gibt der Mann der Frau das, was ein Mann geben kann und die Frau gibt dem Mann das, was eine Frau geben kann; und das ist schon etwas ganz Großartiges. Aber nach der Hochzeit werden sie einander auch ein Stück von Gott geben können.

Man kann dies mit der Weihe eines Priesters vergleichen. Vor der Weihe wird er, sooft er will, sagen können: "Das ist mein Leib", das Brot wird doch nur Brot bleiben. Nach der Weihe spricht er dieselben Worte, macht dieselben Gesten und das Brot wird zum Leib Christi! Warum? Weil in der Zwischenzeit der Heilige Geist aus einem Mann einen Priester gemacht hat.

In unserem Fall sind aus einem jungen Mann und einer jungen Frau ein Ehepaar geworden. Was da genau geschieht, weiß niemand - aber in beiden Fällen ist die Änderung unwiderruflich. (Trotzdem sollte man den Vergleich zwischen der Ehe und der Priesterweihe nicht allzusehr strapazieren, wenn er auch scheinbar sehr nahe liegt. Die Priesterweihe hat "ewigen" Charakter; eine Ehe bindet nur bis zur - vorläufigen - Trennung durch den Tod. Eine Witwe oder ein Witwer kann sich wieder verheiraten. Ein Priester aber ist mit Christus "verheiratet", der nicht sterben kann.)

Es geschieht etwas, dessen Spuren nie beseitigt werden können.

DIE HEILIGE LITURGIE DER LIEBE

Plötzlich werden sogar die sexuellen Begegnungen zu liturgischen Feiern.

Ebensowenig, wie man Mann und Frau trennen kann, kann man auch Körper und Seele voneinander trennen. Jesus hat beides gemeinsam und gleichzeitig geheilt. Hier heiligt er sie gemeinsam und gleichzeitig.

Die Lust ist kein Ziel und auch kein Mittel zum Zweck, sie ist eine Art Sprache, die aus dem tiefsten Innersten zweier Menschen aufsteigt, die sich gegenseitig erwählt haben und die ihre Vereinigung gemeinsam zelebrieren. Ein Mangel an Lust ist ein Zeichen dafür, daß es Probleme gibt, die gelöst werden müssen, um zu einer Perfekten Einheit zu gelangen. Impotenz und Frigidität sprechen eine Sprache, die man lernen muß, zu verstehen: sie sind nicht Zeichen eines Mangels an Männlichkeit oder Weiblichkeit und sollten auch nicht zu krankhafter Suche nach Schuldzuweisungen Anlaß geben. Umgekehrt ist es auch vollkommen falsch, die Lust zu verteufeln und die Vereinigung zweier Menschen nur unter dem Gesichtspunkt der Fortpflanzung zu betrachten: das würde bedeuten, eine ganze Sprache, eine Palette von Ausdrucksmöglichkeiten abzulehnen, indem man willkürlich Körper und Seele voneinander trennt, und zu verhindern, daß auf dem Gesicht des anderen der Ausdruck dessen erscheint, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann und was die Vereinigung verwandelt durch die Gnade der Liebe.

Und damit dieser Ausdruck auf dem Gesicht des anderen erscheinen kann, brauchen wir die Rückzugsmöglichkeit, die eine freudig auf sich genommene Enthaltsamkeit bietet. Jean, ein Familienvater, schrieb mir vor kurzem:

"Die Frage der Keuschheit betrifft auch die Eheleute, die Gott eine besondere Liebe entgegenbringen müssen, die vor und über jeder anderen Liebe steht. Anderenfalls käme meine Frau in Gefahr, eine bevorzugte Prostituierte für mich zu werden."

KEUSCHHEIT DER EHELEUTE: EINE GROSSARTIGE FREIHEIT

Sogar in den ehelichen Beziehungen ist eine gewisse Keuschheit Bedingung sowohl von Freiheit als auch von Gesundheit. Es gibt viele Möglichkeiten, die Sexualität auf bestialische, brutale, sogar sadistische Art auszuleben. Perversionen aller Arten können die Schönheit dieser ganz intimen Verbindung stören und dadurch die Harmonie zwischen den Eheleuten unterminieren. Das habe ich schon von vielen gehört.

Selbstbeherrschung ist eine der Grundlagen echter Freiheit. Diejenigen, die diese Erfahrung gemacht haben, kennen die Befreiung, die aus sexuellen "Fastenzeiten" kommt, die den Geist befreien und einen enger mit denjenigen verbinden, die ganz ohne sexuelle Beziehungen leben (Im Ablauf des Jahres gibt es gewisse Zeiten, in denen man eine ganz besondere Kraft zum Fasten (Verzicht auf Essen, Tabak, Alkohol, Fernsehen oder Sex) erhält: es sind dies die drei Wochen vor Weihnachten (Advent) und die fünf Wochen vor Ostern (Fastenzeit). )

Ein derartiges sexuelles "Fasten" muß, um wirklich Früchte zu bringen, in freudiger Übereinstimmung mit dem Partner gelebt werden, ohne auf ihn Zwang auszuüben. Dies vor allem, um zu verhindern, daß das gemeinsame Gebet gestört wird, daß die Stimme des Herrn das Herz nicht mehr erreicht:

"Verweigert euch einander nicht, es sei denn aus Übereinkunft für eine bestimmte Zeit, um euch dem Gebete zu widmen". (1 Korinther 7,5). "Nichts ist schwieriger, als die Enthaltsamkeit halbherzig zu leben. Umgekehrt fällt sie oft erstaunlich leicht, sobald man sich entschieden hat, sie ohne Einschränkungen zu leben, mit "entschiedener Entschiedenheit", wie Theresa von Avila sagt.

Ich habe im Laufe meines Lebens mehr Menschen aller Altersstufen und Lebensumstände kennengelernt, als ich es mir je hätte vorstellen können, die alle in echtem innerem Frieden - mühselig oder heiter, aber immer echt - eine authentische Keuschheit leben.

"Man braucht oft Mut, um die Wahrheit auszusprechen. Es ist eine tiefe Wahrheit, daß es gerade die Enthaltsamkeit ist, die zur Freiheit und Freude führt, die uns Zärtlichkeit lehrt, uns aufrichtet, die Müdigkeit vertreibt, die uns zu verfügbaren, hilfsbereiten, fröhlichen Menschen macht und die schließlich dem Erwachsenen das Herz eines Kindes wiedergibt". Pierre-Marie

Im Gegensatz dazu erinnert die "Inbesitznahme" des anderen mehr an einen Handel als an Liebe. Es ist die Erforschung eines eroberten Landes.

DIE EHELICHE LIEBE BEREITET DIE JUNGFRÄULICHE LIEBE VOR

"Die Dauerhaftigkeit des Ehebundes hängt von der Hingabe ab. Die menschliche und sexuelle Liebe ist niemals vollständige Hingabe - sie enthält immer ein Element der Selbstbestätigung. Die jungfräuliche Liebe hingegen ist von ihrem Wesen her Hingabe und nichts anderes, jede Besitzergreifung wäre bereits eine Entartung ihrer selbst. Die Liebe zwischen den Eheleuten bereitet uns vor auf die jungfräuliche Liebe: im Himmel wird nicht mehr geheiratet.

Wahre Liebe ist hingebungsvoll und sie impliziert das Hinausschieben der Befriedigung, nachdem man eine Anregung erfahren hat. Man kann eine gewisse Zeit der Überlegung verstreichen lassen, bevor man die Befriedigung erfährt. Nur der Mensch allein kann ein derartiges Hinausschieben beschließen, um eine Stunde oder um ein ganzes Leben. Das ist der Sinn der Jungfräulichkeit und innerhalb dieser Zeit der Enthaltsamkeit lernt man die Freiheit kennen.

Für die wahre Liebe in einer Ehe gilt: je mehr das Paar fähig ist, zu warten, desto stärker und freier wird die Liebe sein, mit anderen Worten, die eheliche Beziehung, die nicht auf die Fähigkeit zum Verzicht und zur Enthaltsamkeit aufgebaut ist, ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn die Kirche sagt, die einzige Methode der Geburtenregelung sei die zeitweilige Enthaltsamkeit, so verfolgt dies auch besonders den Zweck, die sexuellen und ehelichen Beziehungen zu humanisieren.

EINE FAMILIE IN DER FAMILIE

Ja, von jetzt an wird das Leben von Denis und Marie ein klein bißchen dem des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ähnlich sein! Jeder von ihnen empfängt sich selbst durch den anderen, jeder existiert nurmehr durch und für den anderen. Sie werden alles teilen und alles geben. Sie werden gemeinsam leben und jeder wird dem anderen sagen können: "Ich brauche Dich zum Leben".

jeder wird ein Teil des Lebens des anderen und wird dem anderen das Schönste zeigen, das er in sich trägt. (Ohne meinen Mann bin ich abgeschnitten von dem, was an mir am Besten ist" - Lucette Alingrin).

Zwei Existenzen, di ineinander verflochten, miteinander verwoben sein werden, von denen jede das innerste der anderen darstellt.

Angesichts ihrer Liebe, der Hingabe ihres ganzen Lebens aneinander, werden die Ungläubigen schließlich erkennen, daß auch Gott Liebe und Leben ist. Und von ihnen kann man sagen: "Seht, wie sie sich lieben, Denis, Marie und ihre Kinder. Aber auch: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist!"

Sie betrachtend, wie sie einander ansehen, einander zulächeln, sich lieben, wage ich zu sagen: "Wie sehr sie einander lieben, Jesus und seine Kirche!" Denn auch sie sind für immer verbunden. r hat sie für sie sein ganzes Leben hingegeben, um sie schöner zu machen und er wird nicht aufhören, sein Blut zu vergießen, um ihr die ewige Jugend und Schönheit zu erhalten. Und auch sie schenkt sich ihm täglich neu, die Märtyrer sterben, um ihm die Liebe seiner Kirche zu beweisen. Gemeinsam schenken sie vielen das Leben. Die Kirche ist Braut und Mutter.

Werdet ihr, Denis und Marie, wo immer ihr euch aufhaltet, diese Liebe durchscheinen lassen, die Jesus mit seiner Kirche verbindet, in eurer einfachen Art, einander zu lieben, einander anzunehmen? Wenn ihr das tut, dann baut ihr mit an der Kirche, einfach dadurch, daß ihr euer Heim aufbaut, wie eine kleine kirchliche Gemeinschaft, eine kleine Familie innerhalb der großen!

Hinter dem Brautpaar sind die Familien versammelt, so sehr verschieden voneinander! Denn auch das bringt die Eheschließung mit sich: die Verbindung zweier Familien, die sich sonst vielleicht gar nicht einmal kennengelernt hätten. Zwei Familien, die sich kennen, verstehen und vielleicht sogar lieben lernen werden.

Und zuletzt, hinter all den lächelnden oder ernsten Gesichtern der Anwesenden sind - unsichtbar - all jene versammelt, die nicht dabei sein können, in erster Linie jene Mitglieder der beiden Familien, die bereits in den Himmel vorausgegangen sind. Eine unendliche Kette von Ehen, die im Laufe der Generationen die Ehe von Denis und Marie vorbereitet und ermöglicht haben: wenn ein einziges Glied der Kette fehlte, wären sie heute hier? Sie sind die Kinder all jener Familien, die trau zusammengehalten haben, in guten wie in schlechten Tagen. Die Kinder ihrer Tränen, ihrer Hoffnungen, machmal ihrer Gebete, immer ihrer Liebe.

DIE HOCHZEIT DES HERRN

An jenem Morgen in der kleinen Kirche mit den funkelnden Fensterscheiben haben wir einen Vorgeschmack des Himmels auf Erden erlebt, des Himmels, der in der Bibel beschrieben ist als eine Art Hochzeit ohne End, in der die Kirche die Braut ist, geschmückt für ihren Bräutigam.

Danke euch, Marie und Denis, daß ihr die Litanei der Heiligen singen ließt! All Freunde Gottes, die euch besonders nahestehen, haben so eine besondere Einladung empfangen. Welch schöner Reigen! Franz, Bernhard, Dominik, Therese ... und es gibt keinen Zweifel: jeder von ihnen ist eurer Einladung gefolgt! Auch ihr habt euch entschlossen, heilig zu werden, nichts weniger. Einfach, um glücklich zu sein. Man denkt oft, die Heiligkeit sei etwas, das nur Priester und Nonnen erreichen können. Welche Häresie!

Damit eine Ehe in Christus ein voller Erfolg werden kann, müssen sich die Eheleute um die Heiligkeit bemühen, einfach, um sich nicht von vornherein mit das Ziel zu niedrig zu stecken und sich mit dem Zweitbesten zufriedenzugeben ... Heiligkeit = Glück!

Im Laufe der Geschichte sind viele Eheleute heilig geworden, wenn auch nicht alle von ihnen kanonisiert wurden. (Der Hl. Louis- Maria Grignion den Montfort, Thomas Morus (Großbritannien), Brigitta von Schweden, Hedwig von Krakau, Elisabeth von Ungarn, Elisabeth von Portugal, Anna-Maria Taigi, Conchita (Mexiko) und viele andere waren hervorragende Ehemänner und -frauen, Väter und Mütter. Eine weitere junge Mutter wird demnächst heiliggesprochen werden: Gianna Molla (gest. 28. 4. 1962). Pietro, ihr Mann, ein Arzt hatte sich in sie verliebt, als er sie einem Freund bei dessen Priesterweihe zulächeln sah! Welch schöne Verbindung zwischen den beiden Berufungen: Ehe und Priesteramt!)

Oft kennt nur Gott selbst die wahren Hintergründe; sie werden an dem Tag allen offenbar werden, an dem wir alle im Himmelreich für immer vereint sein werden.

uot;HILF MIR, HEILIG ZU WERDEN"

Die Braut und der Bräutigam geben einander entzündete Kerzen:

"Marie, hilf mir, im Licht Christi zu wandeln und zeig mir den Weg zum Vater".

"Denis, hilf mir, im Licht Christi zu wandeln und zeig mir den Weg zum Vater".

Jeder wird dem anderen en Weg in das Himmelreich weisen, wird selbst der Weg und das Mittel für den anderen sein, heilig zu werden. Jeder wird diese eigene Heiligkeit und die des anderen eifersüchtig hüten: denn die Heiligkeit ist Liebe in ihrer reinsten Form.

Im Augenblick der Kommunion ist es noch deutlicher, noch umwerfender jetzt geben sie einander nicht mehr nur ein Licht, eine Flamme, wenn sie auch noch so heißt brennt: sie geben einander den, den diese Flamme symbolisieren soll: Jesus!

Der Priester gibt den eucharistischen Leib Christi in Denis' Hände: er soll es sein, der ihn der gibt, die jetzt seine Frau ist. Und umgekehrt. Eine wunderbare Art, zu zeigen, daß sie einander Christus selbst geben. (Dies ist ein schöner Ritus, der für Hochzeitsmessen und Exerzitien von Familien vorgesehen ist)

Können sie einander nicht sagen: du bist der/diejenige, der/die es Gott erlaubt, mich zu lieben!

DAMIT DIE LIEBE IMMER WEITER WACHSEN KANN, BRAUCHEN WIR STÄNDIG EINEN NEUEN BLICK

JEDEN MORGEN WIEDER HEIRATEN?

Die Hochzeit ist ein Krönung, aber vor allem auch der Beginn eines neuen Lebens. Eine neue Welt tut sich auf, mit der Frische eines Sonnenaufgangs! Denis trägt Verantwortung für das Wachstum des Glaubens bei Marie und sie für das Wachstum des Glaubens bei ihm. Die Liebe muß ständig intensiver werden, immer weiter, immer mehr in die Tiefe gehen. Die Liebe wächst oder sie stirbt ab; ein Stehenbleiben gibt es nicht. Um das zu verhindern, muß man sich jeden Morgen von neuem erwählen, sich dem anderen für den kommenden Tag von neuem schenken.

3. DIESE LIEBENDEN, DIE VON GOTT BEGEISTERT SIND

Wen hat Jesus bei der Hochzeit zu Kanaa eingeladen? An jenem Tag hat er die ersten fünf Jünger berufen: auf der einen Seite saßen neben ihm die jungen Brautleute, auf der anderen die jungen zukünftigen Priester!

Im Tempel waren ja schon präsentiert worden: einerseits das Brautpaar (Maria und Josef), andererseits die Geweihten (Simeon und Anna). Die beiden Berufungen haben ihre Wurzeln in denselben Geheimnissen der Verbindung zwischen Maria und Josef: Es handelt sich um eine echte Ehe und dennoch lebt jeder von ihnen als Geweihte in Keuschheit.

Man kann die beiden Berufungen nicht trennen: sie erleuchten und erklären einander. Diese beiden Formen, unsere Sexualität zu leben, müssen stets gemeinsam betrachtet und verstanden werden. ("Ehe und Jungfräulichkeit stellen jeweils eine Konkretisierung der grundlegenden Wahrheit es Menschen und seines Seins als Abbild Gottes dar". Johannes Paul II, Familiaris Consortio)

Dies sind die beiden Hände der Kirche, durch die sie in der Welt agiert, die zwei kerzengeraden Straßen, die zur Heiligkeit führen ("Die monastische, oder als Alternative, die eheliche Lebensform, sind die beiden Ausprägungen des Priesteramtes". Paul Evdokimov, orthodoxer Theologe) die beiden Abhänge desselben Berges Tabor, (Der Berg, auf dem der Leib Jesus strahlend in seiner Herrlichkeit erschien), wenn auch der Weg der Jungfräulichkeit aufgrund der Radikalität der gewählten Mittel eine gewisse Abkürzung bedeuten kann. Eine Abkürzung zu nehmen, bedeutet allerdings nicht unbedingt, als erster ins Ziel zu kommen. Es gibt viel Gestrüpp und Geröll, in dem man sich vergangen kann! Je kürzer der Weg, desto größer die Gefahren. Eine schneebedeckte Piste ist kein Sessellift!

Darf ich mir einen Traum erlauben? Einen Traum von einer Priesterweihe, einer Taufe, einer Trauung und von monastischen Gelübden, die alle zusammen, gleichzeitig, innerhalb einer Liturgie gefeiert werden, mit allen Zeremonien, die für jedes von ihnen passen, und mit Teilen, die allen gemeinsam sind (wie, z.B., die Anrufung des Heiligen Geistes, die Heiligenlitaneien und, natürlich die Feier der Eucharistie).

Einige Gedanken zu dieser großartigen gegenseitigen Ergänzung:

die Ehe unterstreicht den Aspekt der Schöpfung (Adam empfängt seine Frau und den Auftrag, sich zu vermehren); die Jungfräulichkeit den der Erlösung; nur Jesus, als der Schöpfer selbst, konnte dieses erste Gesetz umstoßen, um Männer und Frauen als Helfer in sein Erlösungswerk miteinzubeziehen.

die Ehe geht daher auf die Anfänge zurück, die Jungfräulichkeit beginnt erste mit dem Christus ("Das Wesen der Ehe und des Zölibats ist ehelich. Beide zeigen diese eheliche Bedeutung des Körpers, die in der persönlichen Struktur des Mannes und der Frau von den Anfängen an enthalten war." Johannes Paul II.)

in der Ehe lebt man die Liebe Gottes sozusagen "über Vermittlung", man liebt Ihn in und durch den Ehemann oder die Ehefrau und die gemeinsamen Kinder. Im Kloster ist diese Liebesbeziehung direkt und radikal, ohne Vermittler.

in der Ehe spürt man die Dreifaltigkeit: das Leben breitet sich aus auf der Basis einer gegenseitigen Liebe; im Kloster wird den Berufenen besonders der Aspekt der Auferstehung Jesu, der Tatsache, daß er ewig lebt, vor Augen geführt.

die Ehe enthält den Keim unserer Zukunft im Himmel, in der wir Gott so sehen werden, wie er ist. Die Jungfräulichkeit nimmt diese Realität schon vorweg: im Himmel "wird nicht mehr geheiratet", sonder alle werden mit Gott "verheiratet" sein. (Das jungfräuliche Herz ist in größerem Ausmaß verfügbar für die brüderliche Liebe. Zölibatäres Leben bedeutet Verzicht auf die Form der Liebe, wie sie für die Ehe typisch ist, und verfolgt das Ziel, die innere Dynamik der Öffnung und Hingabe, die zum Wesen der Sexualität gehört, der Verwandlung durch die Gegenwart des Geistes zugänglich zu machen, der uns lehrt, den Vater und die Brüder so zu lieben, wie Jesus es getan hat.)

die Ehe ist auf dem Weg zum Himmel wie die Trägerrakete, das Zölibat wie der Kopf einer Rakete.

Und hat nicht auf beiden Wegen die Liebe dieselben Ansprüche, dieselbe Sprache:

Drücke mich wie ein Siegel auf dein Herz,

wie ein Siegel auf deinen Arm!

Die Liebe ist stark wie der Tod!

Sein Antlitz: feurige Züge

Flamme des Herrn!

Wasserfluten können die Liebe nicht auslöschen,

kein Flüsse sie unter sich begraben! (Psalmen 8,6)

ZÖLIBATÄRES LEBEN: EINE WEITERENTWICKLUNG DER SEXUALITÄT

Du hast mich betört, oh Herr

und ich ließ mich betören

du hast mich ergriffen und überwältigt!

In meinem Inneren brennt es wie Feuer,

müde bin ich, es zu ertragen,

ich kann es nicht mehr! (Jeremias 20,5)

Eines Tages kamen Jean-Charles und Magalie zu mir, beide mit Tränen in den Augen. Seit einigen Monaten erlebten die beiden die erste große, leidenschaftliche Liebe ihres Lebens. doch im Laufe ihres Weges mußten sie erkennen, daß jeder von ihnen doch nicht die erste Liebe des anderen war, daß ein anderer schon der erste gewesen war. Und sie sagten zueinander:

"Ich möchte dich nicht dem Herrn wegnehmen. Er war der Erste, der dein Herz berührt hat, lange vor unserer ersten Begegnung".

"Es war ein Martyrium", aber wir bereuen es nicht", sagten sie zu mir. "Jeder von uns hat die Berufung des anderen zum Leben erweckt."

Sie hatten den Mut, jeder den anderen dem Herrn zum Geschenk zu machen. Jean-Charles ging ins Priesterseminar und Magalie trat ins Kloster ein. Ich glaube nicht, daß ich meinem Leben eine größere Liebe zwischen zwei Menschen erlebt habe als bei den beiden.

Die Berufung zum zölibatären Leben ist ein großes Geheimnis, das allen, denen Gott nicht die Erleuchtung dazu gibt, unverständlich, ja sinnlos erscheinen muß.

Trotzdem ist es eine Tatsache, die niemand wirklich leugnen kann, daß es zu allen Zeiten - und in jüngster Vergangenheit wieder viel mehr als noch vor einigen Jahren -eine Vielzahl von Männern und Frauen gegeben hat, die ihre Sexualität in einer so großen Liebe gelebt haben, daß sie sogar auf die körperliche Ausübung verzichten konnten. Ihre Sexualität hat sich entfaltet, ohne daß der Genitalbereich dabei eine Rolle zu spielen hatte.

Johanna von Orleans, Theresa von Avila, Mutter Teresa und Kalkutta und viele andere sind trotzdem Frauen, die ihre Weiblichkeit, ihr "Frau-Sein" voll entfaltet haben. Sind Franz von Assisi, Vinzenz von Paul, Don Bosco, Jean Vanier, der Abbe Pierre oder Papst Johannes Paul II vielleicht keine richtigen Männer?

Sie alle, Männer und Frauen, haben ihre ganze kreative Energie eingesetzt. Ihre Sexualität ist nicht nur nicht verkümmert, sie hat an Männlichkeit bzw. an Weiblichkeit, an Freiheit, an Authentizität gewonnen. Das Potential ihrer Selbsthingabe wurde dadurch um ein Vielfaches multipliziert.

Die große Mehrheit derer, die Spitäler, Waisenhäuser, Schulen, Behandlungszentren für Leprakranke gegründet oder ihr Leben lang darin gearbeitet haben, hier oder am anderen Ende der Welt, haben sich ganz dem Herrn geweiht, um ganz frei zu sein für die Aufgabe, den leidenden Menschen zu helfen, wo immer sie anzutreffen sind. ("Es muß mit aller Deutlichkeit und evangelischer Kühnheit gesagt werden, daß die Jungfräulichkeit und das religiöse Zölibat eine ganz besondere Kraft der Verkündigung des Evangeliums und zu Werken der Nächstenliebe verleihen." Johannes Paul II vor den europäischen Bischöfen, Oktober 1985.)

LIEBESKUMMER? VERLIEBTHEIT!

Sie sind keine Fälle für den Psychiater, keine Verrückten, Masochisten oder Paranoide, sondern gesunde, ausgeglichene junge Menschen, die sich in ihrer Haut wohlfühlen. Geh und sieh sie dir an, bei den Schwestern von Bethlehem, bei den Brüdern der St. Johannes-Gemeinschaft, in einem Karmel oder in sonst einem Kloster, und bilde dir dann selbst ein Urteil darüber, ob diese jungen Menschen deines Alters den Eindruck machen, verklemmt oder von Komplexen geplagt zu sein. Du wirst sehen, wie schön sie sind, wie strahlend, wie glücklich und vom Leben erfüllt: junge Liebende! Man kann eine Liebe erleben, die glücklich macht, auch ohne die sexuellen Freuden einzuschließen. (Der zölibatär Lebende, der auf die Ausübung der Sexualität verzichtet, lernt ihren Sinn kennen: ihr Ziel und ihre Erfüllung. Der Verzicht auf die Befriedigung hilft ihm um so eher, das zu entdecken, was der Sklave der Lust vergeblich sucht. "Man glaubt, sie seien aus Liebeskummer ins Kloster gegangen, in Wirklichkeit hat die Liebe, die Verliebtheit, sie dorthin geführt!" Stan Rougier, "Liebe und du wirst leben")

Denn eine größeren Liebe zieht sie mit sich fort, die Liebe zum himmlischen Bräutigam. ("Eure religiösen Gelübden gleichen der Liebe im Herzen Christi, die gleichzeitig die Liebe des Erlösers und des Bräutigams ist. Das religiöse Zölibat ist ein Ausdruck der 'ehelichen' Liebe zum Erlöser selbst. Es handelt sich dabei um eine charismatische Erwählung Christi zum ausschließlichen, einzigen Bräutigam", Johannes Paul II, Das religiöse Leben, 84)

Ein alter Mönch in Ägypten wagte, es auszusprechen: "Der physische Eros sei für dich ein Modell deines Verlangens nach Gott. Glücklich ist der, der für Gott ein Verlangen empfindet, das nicht weniger leidenschaftlich ist als das eines Liebenden nach seiner Geliebten!" Gott allein genügt, um dein Herz und dein Leben zu erfüllen. Du bist zufrieden mit ihm. Das Zölibat ist also nicht möglich, ohne eine große Liebe zu Jesus zu empfinden, die uns nur der Heilige Geist eingeben kann. Und der Heilige Geist gibt sie uns nur über eine ganz tiefe, intime Beziehung zu Maria.

Religiöse Berufung bedeutet den Wunsch, ganz so zu sein wie Jesus, der von vornherein auf Frau und Kinder verzichtet hat, um ganz für uns dazusein, den Wunsch, demjenigen alles zu geben, der sich selbst ganz hingegeben hat. Gott wird dann alles in allem für den Menschen.

Wenn das Zölibat in manchen Fällen schlecht gelebt wird, wenn es verletzt wird, so ist der Grund dafür häufig ein Mangel an Liebe in der Beziehung zu Gott. Eine Art Hypertrophie des Gehirns, eine zu starke Betonung des Intellekts, scheint dann das herz "auszutrocknen". Mit einem vertrocknetem Herzen kann man nicht leben! Man ist dann gezwungen, kleine Möglichkeiten des Ausgleichs zu finden, sich sozusagen mit dem kleinen Löffel zu ernähren. Die Lösung? Die Einheit zwischen dem Geist und dem Herzen zu finden, die das Ergebnis des Gebetes sind.

Diese emotionelle Dimension wird bei en Heiligen besonders deutlich. Die Texte, die Johannes vom Kreuz, Teresa von Avila oder der Hl. Bernhard verfaßt haben, kann man heute fast nicht mehr publizieren - ein derartiger Überschwang der Gefühle würde sofort als erotische Phantasien ausgelegt.!

WÜRDEST DU VIELLEICHT EINEN KADAVER HEIRATEN?

Sag mir, hast du schon Jugendliche zwischen 20 und 25 kennengelernt, die nur aus Liebe zu Cäsar, Napoleon, Nietzsche oder Mao auf die Liebe zu einem bestimmten Menschen und auf Kinder verzichten? Hunderttausende tun oder taten genau das für Jesus, in allen Jahrhunderten, in allen Ländern. Sie sind gestorben, aber er lebt!

Man kann im Leben nicht die wahre Freude finden, wenn sie nicht aus einer wechselseitigen Liebesbeziehung kommt. Und es gibt keine andere als die zu Jesus. Der scheinbar leere Platz an der Seite eines zölibatär Lebenden ist einfach die Leere des Grabes, in dem die Frauen am Ostermorgen vergebens nach der Leiche Jesu suchten! Sein Körper ist nicht mehr im Grab, er ist im Himmel - und in der Eucharistie. Eine lebendige Beziehung zu ihm, zu seinem Leib, macht das Glück derer aus, die in Gott "verliebt" sind.

Ein Glück bereits für die Ewigkeit: der Bräutigam ihres Herzens kann niemals sterben. Er hat den Tod bereits durchlitten. Sie werden niemals Witwen oder Witwer sein. Sie haben ihre ganze Fähigkeit zu lieben, bereits ausgerichtet, der als einziger (mit Ausnahme von Maria) mit seinem Körper schon das andere Ufer des Todes erreicht hat. Berauschende Erfahrung einer Liebe, die den Tod schon besiegt hat!

Nein, ein zölibatär Lebender ist nicht einsam, kein "Unverheirateter", er ist ein Liebender! Das ist nicht dasselbe!

Er ist aus dem Gefängnis einer Welt entkommen, die das Leben der Menschen auf eine einzige Dimension reduzieren möchte, die ihn in einem geschlossenen Kreis vorantreibt. Er öffnet sie für die kommende Welt (Nur allein der, der die Sexualität und die körperliche Liebe "erfunden" hat, kann es wagen, von einem Menschen zu verlangen, auf diese größte aller Freuden, auf diese verführerischste aller Fähigkeiten zu verzichten. Und das für immer, da er sie weder im Himmel noch auf Erden auch nur einmal ausüben wird!)

Er kämpft gegen die Welt, indem er für das Himmelreich Zeugnis ablegt. Der man findet seine Menschlichkeit im religiösen Leben, in dem er sich Jesus dem Gottmenschen nachbilden läßt, die Frau, indem sie eine lebende Ikone der Gottesmutter Maria wird. Sie wollen keine andere Hochzeit feiern, als die im Himmelreich, das kommen wird, wie Jesus, wie Maria. Sie singen, wie dieser Mönch aus dem 5. Jahrhundert: " Deine Liebe hat meine Seele verwundet. Mein Herz kann deine Flamme nicht mehr ertragen! Singend gehe ich dir entgegen!"

AN DER SEITE DERER KÄMPFEN, DIE AM MEISTEN LEIDEN, DIE AM SCHWÄCHSTEN SIND

Das bedeutet keine rosarote Verliebtheit für ein ganzes Leben, ohne Stürme und Kämpfe. Aber es ist gerade dieser ständige Kampf, bis zum Ende, der sie daran hindert, sich in ein gemütliches, mittelmäßiges, leichtes Leben fallen zu lassen. Er verlangt von ihnen, ständig wachsam zu sein gegen die Angriffe des Feindes, dem sie den Mut des Mannes, die Zähigkeit und die Ausdauer der Frau entgegensetzen müssen. Sie brauchen die Seele eines Märtyrers. Das religiöse Zölibat bereitet vor auf das Martyrium und läßt in Gemeinschaft mit den Märtyrern leben. Dir Kirche nennt sie: die verwundeten Freunde des Bräutigams. Das Zölibat: eine frisch geschlagene Wunde, immer offen, die nie vernarbt, aber die jeden Abend von neuem geopfert wird. Sie zwingt bei jeder Versuchung, die Wahl des Herzens von neuem zu treffen: "Herr, ich finde dich schöner, anziehender, als diesen Jungen oder dieses Mädchen, du bist es, den ich wieder erwähle, als einzigen Partner für mein Leben!" .. und das hält jung!

Diese Verwundbarkeit veranlaßt sie, sich auf die Seite der Ärmsten, der Ausgestoßenen, der körperlich oder geistig Behinderten, der Gefangenen, der Kranken zu stellen, die auch - zeitweise oder für immer - auf ein normales Sexual- und Familienleben verzichten müssen. Für diese sind sie das Zeichen, daß es möglich ist, so zu leben, wenn man es freudig tut. Dieses Zölibat der Liebe bringt sie den unzähligen Jugendlichen nahe, denen sie Kraft und Hoffnung geben. (Bruno, der mit 17 Jahren an Muskelschwund gestorben ist, vertraute mir wenige Stunden vor seinem Tod, in einem mühsamen Flüstern an: "Weil ich gesehen habe, mit welcher Freude du dein Zölibat lebst, war es mir möglich, meinen Zustand, der mir jede sexuelle Beziehung unmöglich machte, Gott als Opfer darzubringen, anstatt ihn nur zu ertragen."

So ist ihnen eine Fruchtbarkeit in Gott gegeben. Sie verzichten darauf, körperlich das Leben zu schenken, um das göttliche Leben an viele weiterzugeben, die sie vielleicht erst im Himmel kennenlernen werden.

All dies kann nur gelebt werden, wenn Gott es als Geschenk gibt. Jesus hat ungeheures Vertrauen zu uns: er vertraut uns seine Art zu lieben an! Du empfängst sie, aus seiner Hand, von seinem Herzen.

Wie sich nämlich der Jüngling mit der Jungfrau vermählt,

so vermählt sich mit dir dein Erbauer,

wie der Bräutigam sich freut über die Braut,

so freut sich über dich dein Gott!

Man nennt sich: "meine Lust an ihr"

und dein Land "Vermählte".

Du wirst eine prächtige Krone sein in des Herrn Hand

ein Königsdiadem in der Hand deines Gottes. (Isaias 62,3-5)

DIEJENIGEN; DIE DEINER WEIHE GEWEIHT SIND

Ein letztes Wort über das spezifische Zölibat der Priester.

Das oben Gesagte wird es dir schon ermöglicht haben, seine Schönheit und seinen tiefen Sinn zu begreifen. Denk vor allem nicht, daß es eine Geringschätzung der Ehe bedeutet. es ist genau das Gegenteil. Gerade weil die Kirche die Ehe so ernst nimmt, ist sie (vor allem im lateinischen Ritus) der Meinung, daß es schwierig wäre, zwei Berufungen, von denen jede das ganze Leben, den ganzen Menschen erfüllt, gleichzeitig zu leben. Sowohl die Ehe als auch das Priesteramt setzen einen Einsatz des ganzen Menschen voraus. Es gäbe Konflikte und Hin- und Herziehen zwischen den beiden Gesamtheiten, die jede ein eigenes Amt, eine eigene Berufung darstellen.

Außerdem verzichten Priester darauf, Kinder zu bekommen, um diese Fähigkeiten - in gewisser Hinsicht -in der Eucharistie einzusetzen. Sie haben keine Beziehung zu einem anderen Leib als dem Leib Christi. Sie haben ihren eigenen Körper geweiht, um den Leib Christi weihen zu können. Sie leben ihres Liebesbeziehungen in der Messe. Im Bußsakrament schenken sie das Leben Gottes weiter; in der Taufe bringen sie Kinder Gottes hervor: sie sind Väter!

In Anbetracht der Tatsache, daß es da einen Kampf gibt, manchmal bis aufs Blut, der sehr verletzbar macht, möchte ich dich, wenn du ein Mädchen bist, bitten, alles zu tun, um die Weihe der Priester, oder wenn du ein Junge bist, die Weihe der Klosterschwestern zu respektieren. Provoziere sie nicht, sondern hilf ihnen durch deine Haltung und dein Gebet, dem Gott der Liebe treu zu bleiben, der sie aus Liebe zu dir berufen hat. Hat Jesus sie nicht auf diese Weise beauftragt, dir zu dienen?

Wenn es kein religiöses Zölibat mehr gäbe, gäbe es auch keine christliche Treue unter den Eheleuten mehr. Wenn es keine christlichen Familien mehr gäbe, gäbe es auch keine Priester, Mönche und Nonnen mehr. Ohne Priester keine Kirche. Und ohne Kirche: keine Priester, keine Ehe, keine Getauften!

Alle sind miteinander verbunden und alle sind Partner Gottes.

DIE GEMEINSCHAFTEN, DIE MIT DEM LEIB CHRISTI BESONDERS ENG VERBUNDEN SIND

Seit einiger Zeit hat der Heilige Geist in der Kirche zahlreiche Gemeinschaften entstehen lassen, in denen aus Liebe zu Jesus zölibatär lebende Männer und Frauen gemeinsam mit Verheirateten leben, die ebenfalls ihr Leben Gott geweiht haben. ("Dieser geistliche und eheliche Reichtum wird noch vergrößert und multipliziert, wenn er von Schwestern und Brüdern, die sich alle als Kinder eines Vaters sehen, gelebt wird. Das gemeinsame Leben und die brüderliche Liebe umgeben wie ein Lichtschein dieses intensive Familienleben. Die universelle Brüderschaft der Kirche wird symbolisiert durch diese Gemeinschaften, die alle geistigen und materiellen Güter teilen und sich gegenseitig unterstützen und im Glauben stärken." - ein junges Ehepaar).

Sie sind sich einig: jede der Berufungen erleuchtet, erklärt die andere. Sie stützen sich aufeinander. Der zölibatär Lebende erinnert den Verheirateten daran, daß die Ehe ganz im Hinblick auf Gottes Wiederkehr in Herrlichkeit gelebt werden muß. Und umgekehrt erinnert die Liebe und Zärtlichkeit zwischen den Eheleuten und zwischen Eltern und Kindern, den zölibatär Lebenden an die Liebe, die er Gott entgegenbringen sollte und an seine Fähigkeit, zahlreichen Kindern im Geiste das Leben schenken zu können. (Unlängst hielt ich einen Vortrag vor 700 Jugendlichen, die kurz vor dem Schulabschluß standen. Am längsten applaudierten sie, als ich ihnen von dem Glück erzählte, das ich in meinem Zölibat aus Liebe zu Gott erleben darf.)

In den Gemeinschaften, in denen alle vereint leben, spüren wir besonders deutlich, daß die Kirche tatsächlich der Leib Christi ist. Ihr Fleisch und Blut werden dort für uns greifbar. Wie sollen wir unseren Leib rein, unversehrt erhalten, wenn wir uns selbst nicht in der Kirche einverleiben?

Dort, wo Frauen und Männer zusammenhalten, besteht keine Gefahr, daß der Körper gering geachtet wird. Wo Schwestern und Brüder im Licht des Geistes zusammenleben, besteht keine Gefahr, daß die Liebe ihren Wert verliert.

Wo Liebe zur Wahrheit und ein gegenseitiges Bedürfnis nach Heiligkeit besteht, kann die Enthaltsamkeit freudig im Licht des Geistes gelebt werden.

Wo aber kann man eine solche Gemeinschaft, den Leib der Kirche, aufbauen, wenn nicht in der Eucharistie, dem Leib Christi?

VIER SÄULEN EINER FAMILIE

Gebet, Verzeihung, Teilen, Brot: vier Realitäten, ohne die es fast unmöglich ist, die Liebe zu erhalten, und ganz unmöglich, in Liebe zu wachsen.

Das Gebet, der "Atem" der Familie

Jede Familie sollte täglich - auch wenn es noch so schwer ist -eine Zeit gemeinsamen Gebetes einhalten. Das beeinflußt ganz wesentlich die Atmosphäre in der Familie und vermittelt gnadenerfüllte Momente, in denen jedes Mitglied der Familie zu sich selbst und zu Gott finden kann. Nichts gibt so viel Ruhe für den kommenden Tag oder die kommende Nacht. Die Kinder werden dadurch friedlicher und auch schöner: auch sie finden zurück zu sich selbst. Das Gebet in der Familie ist eine absolute Notwendigkeit, um in unserer streßerfüllten und schnellebigen Welt nicht unterzugehen.

Sag nicht: ich habe keine Zeit. Das ist gelogen. Als du frisch verliebt warst, hast du vielleicht deiner Freundin gesagt: ich habe keine Zeit?! in Wirklichkeit mußt du nur ein wenig der Zeit nehmen, die du täglich vor dem Fernseher verbringst, - der übrigens oft mehr zur Zerstörung der Intimität beiträgt als alle Probleme, der den Familienkreis zu einem Halbkreis macht, zu einem Halbkreis von Fernsehzuschauern: Ein italienisches Kind, sechs Jahre alt, betete einmal laut: "Oh Herr, bitte mach, daß mein Gesicht so aussieht wie ein Bildschirm, damit der Papa mich auch manchmal anschaut!" - ein Echo dessen, was in vielen Kindern verlorengeht, für die niemand Zeit hat, denen niemand zuhört. Auch diese Zeit wird durch das Gebete wieder verfügbar.

Dies ist das Drama der westlichen Gesellschaften, in denen Generationen voneinander getrennt leben. Die Inder kennen ihre Großeltern nicht mehr ... sie haben niemanden, der ihnen zuhört und die Großeltern haben niemanden, um den sie sich kümmern können, den sie aufziehen und lieben können: auf beiden Seiten Einsamkeit, die doch so leicht - jede mit Hilfe des anderen - aus der Welt zu schaffen wäre.

Warum nehmen wir zum Beispiel nicht unsere tägliche Gebetszeit nach den Nachrichten und verwenden sie, um für andere zu bitten? Nur mit Hilfe des Gebets lassen sich gewisse Schreckensnachrichten, der Schwall guter und schlechter Neuigkeiten aus aller Welt , die täglich über uns hereinbrechen, überhaupt ertragen. Das Gebet vereint die Herzen ebenso, wie es Frieden bringt.

Ich kenne Familien, in denen jede Woche ein "Paar-Abend" stattfindet: die Eheleute verbringen allein miteinander ein paar festliche Stunden, in denen auch das Gebet eine große Rolle spielt. Oft sind es die Kinder, die ihre Eltern daran erinnern, und sie zu "ihrem" Abend fortschicken. An einem anderen Tag der Woche gibt es dann einen "Familienabend", zu dem nie Gäste, sondern ausschließlich Familienmitglieder eingeladen sind. Der Donnerstagabend - in Erinnerung an das letzte Abendmahl - ist ein guter Termin für ein solches Treffen, bei dem die ganze Familie um einen blumengeschmückten Tisch oder vor einem mit Kerzen erleuchteten Hausalter zu gemeinsamen Gebeten und Sprächen versammelt ist.

Durch diese Familienliturgien entwickeln die Kinder einen Sinn für Schönheit und Gemeinsamkeit. Sie haben ein Recht drauf, weil sie beides brauche, um glücklich zu sein -und auch, um existieren zu können. (Ich gehe hier nicht näher auf das Grundrecht des Kindes auf Gebet, Wahrheit, Verzeihung etc. ein).

In der Familienliturgie wird der Glaube der Kirche weitergegeben. In den Ländern, in denen die Kirche verfolgt wird, ebenso wie im jüdischen Volk, konnte der Glaube ausschließlich in den liturgischen Feiern in den Familien, die oft heimlich gefeiert werden mußten, erhalten und weitergegeben werden.

Durch das Gebet in der Familie entsteht eine persönliche und lebendige Beziehung zu Gott, der zum Familienmitglied, zu einem Teil des täglichen Lebens wird. Diese Gegenwart Gottes kann dem Kind niemand wegnehmen; sie wird wie eine Impfung gegen die Einsamkeit. Auch wenn das Kind sich eines Tages von Gott entfernt: Jesus ist der Einzige, der niemals einen Menschen verläßt. (Ein Student aus Quebec: "Meine Mutter hat mich getötet an dem Tag, an dem sie sich weigerte - vielleicht vergaß sie auch einfach nur - mich auf ihren Knien mein Gebet sprechen zu lassen. Meine Religionsprofessoren haben mich erstickt, indem sie immer nur von Moral und Sexualität sprächen, ohne mir die Chance zu geben, Jesus zu entdecken. Und jetzt wundert ihr euch, daß ich verkrampft bin?)

Sollte das gemeinsame Gebet der Eheleute oder in der Familie (noch) nicht möglich sein, weil der gemeinsame Glaube fehlt (für manche bedeutet das den größten Kummer), hindert nichts den gläubigen Ehepartner oder eines der Kinder, allein, aber im Namen des Paares oder der Familie zu beten. Auf diese Weise betet ja dann bereits die ganze Familie. ("Der ungläubige Mann wird geheiligt durch seine Frau, die ungläubige Frau wird geheiligt durch ihren Mann, der glaubt. Wenn es nicht so wäre, wären eure Kinder unrein; so aber sind sie heilig." 1 Kor 7,19)

Jedesmal, wenn eine Familie betet, vereint sich diese Gemeinschaft, dieses "wir" mit der Familie aller Familien, der Quelle jedes Familienlebens: der Familie von Nazareth. Als Jesus drei Tage lang verschwunden war und als seine Eltern ihn nach einer verzweifelten Suche endlich wiedergefunden hatten, sagte Maria nur:"Dein Vater und ich WIR haben dich verzweifelt gesucht". Dieses "wir" läßt erahnen, was Maria und Josef miteinander leben (sieh Kapitel 2 des Lukasevangeliums) Jesus aber sieht Josef an, hebt die Augen zum Himmel und sagt: "Mein Vater!" Viel später wird er sagen "Mein Vater und ich sind eins!" - so, als ob das "wir" von Maria und Josef das "wir" der Heiligen Dreifaltigkeit unterstrichen. Die Einheit der Eltern, die sich im Gebet ausdrückt, hilft dem Kind, die Augen aufzuheben, hebt das Kind ganz hin zu seinem himmlischen Vater.

Etwas besonders Großartiges ist das Gebet vor und während des Liebesaktes der Eheleute. Wie Tobias und seine Frau sich zuerst im Gebet aufeinander einstellten, bevor sie sich körperlich vereinten, dem Meister der Liebe und Spender des Lebens. "Dieses Gebet vor dem Liebesakt zeigt sehr deutlich, wie notwendig die geistige Einheit ist, die gemeinsame Wiedergeburt im Heiligen Geist, um die richtige Beziehung zueinander zu finden, die über die reine Begierde hinausgeht."(Michel Laroche, ein junger, orthodoxer Theologe, verheiratet, in "Une seule chair".)

Die Verzeihung: dieses stärkste aller Beruhigungsmittel

Im Gebet fällt es uns am wenigsten schwer, zu verzeihen oder eine Entschuldigung anzunehmen. Viele Paare haben sich schon getrennt, weil sie eine Entschuldigung zu lange vor sich her geschoben haben. (Was hier über die Verzeihung gesagt wird, gilt nicht nur für Eheleute, sondern auch bereits für Verlobte und einfache Liebespaare.

Wie viele Schmerzen, seelische Wunden und Traurigkeiten hätten durch ein Wort der Entschuldigung zur rechten Zeit vermieden werden können! Und eine Entschuldigung, die abgelehnt wird, bedeutet eine Art "Kurzschluß" für die Liebe: der Strom fließt nicht mehr. Warum sind die Worte "verzeih mir" die schwierigsten in unserer ganzen Sprache? Warum bleiben sie uns so oft im Hals stecken?

Wer verzeiht, "desinfiziert" die Wunde, die entstanden ist; ohne Verzeihung kommt es zu einer Entzündung und schließlich zu einem Abszeß; dann gibt es als Ausweg nur mehr das Messer des Chirurgen.

Warum solltet ihr also warten, bis eure Beziehung, eure Familie am Rand des Abgrundes steht? Gebt einander jeden Abend diesen Kuß der Liebe und Verzeihung, seht euch in die Augen, macht einander ein kleines Kreuzzeichen. Es gibt kein besseres Rezept, um ruhig zu schlafen! Ihr findet Frieden, wenn ihr euch von dieser zerstörerischen Last befreit. Die angst vor der Zukunft verschwindet. Spannungen legen sich. Ja, gegenseitiges Verzeihen ist die beste, verläßlichste "Versicherung auf Gegenseitigkeit". Zwischen Eheleuten wie auch zwischen Eltern und Kinder und den Kindern untereinander sollte es frei und leicht gegeben werden. Aber auch die Eltern sollten nicht darauf vergessen, sich bei ihren Kindern zu entschuldigen. Nur dann kann in einer Familie wirklich Freude und Verständnis herrschen. ("Um zu einem menschlichen Wesen im wahren Sinne des Wortes werden zu können, muß das Kind die Chance bekommen, sein Potential zu entwickeln, zu dem auch die Öffnung nach Innen zählt." Pierre Delooz, Soziologe, anläßlich des "Congres General du Bureau International Catholique de l'Enfance", 1.-3. Dezember 1986, in Rom)

DIE TRANSPARENZ: DAS VERTRAUEN

Im Familienleben gibt es immer wieder schwierige Situationen: der Einzelne wird Beschnitten, die Mitglieder der Familie reiben sich aneinander, aber gerade daran können sie wachsen und lernen.

Meinungsverschiedenheiten und Schwierigkeiten sind gut und nützlich, solange sie in der Wahrheit und mit Liebe durchgestanden werden.

Man soll nie ein Geschwür entstehen lassen, oder zulassen, daß eine bestehende Wunde sich infiziert. Wenn eine Spannung entsteht oder ein Konflikt eskalieren droht, sprich ganz einfach mit deinem Mann oder deiner Frau darüber und bemüht euch, gemeinsam eine Lösung oder ein Einverständnis zu finden.

Es ist schön, sich gegenseitig zu segnen. Wenn man das Kreuzzeichen auf die Stirn eines Kindes oder des Ehepartners macht, kann man nicht vermeiden, dem anderen dabei in die Augen zu sehen. Wie könnte man das tun, wenn nicht vorher die Verzeihung erbeten und gewährt wurde?

Geht niemals schlafen, wenn zwischen euch auch nur die kleinste Spannung besteht. Versöhnt euch, und in dem Frieden, der zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist herrscht, werdet ihr einschlafen können.

Die Transparenz erleuchtet die Schwierigkeiten. Durch sie finden wir zu uns selbst und wachsen innerlich zusammen, zu einer Einheit, die der Einheit verwandt ist, die zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist besteht.

GEGEN SPANNUNGEN UND "INFEKTIONEN": DIE BEICHTE

Wenn die Eltern sich bei ihrem Kind entschuldigen und vor seinen Augen Gott um Verzeihung bitten,, lernt das Kind, daß es zwischen seinen Eltern und Gott so etwas wie einen Abstand gibt. Es kann Gott und seine Eltern nicht mehr gleichsetzen. Das bedeutet auch, daß es die Gefühle von Groll, Verbitterung oder Widerstand, die es vielleicht gegen seine Eltern hegt, nicht mehr auf Gott projizieren kann. Es sieht, wie seine Eltern sich vor Gott "klein machen"; plötzlich erkennt es, daß Gott keine Karikatur seiner Eltern ist, daß es jemanden gibt, der größer, schöner, mächtiger, heiliger ist als seine Eltern.

Wie sollen wir innerlich demütig und bescheiden genug werden, diese Verzeihung zu erbitten, wenn wir nicht bereit sind, vor Jesus auf die Knie zu fallen, ihn selbst zu bitten, daß er unsere Sünden mit einem Wort auslösche, uns befreie und wieder auf die Füße stelle, in der großen Freude, seine Nähe, die Vertrautheit mit ihm wiedergefunden zu haben? Und wem hat er dieses Wort gesagt - das Wort, das nur Gott sagen kann, weil nur Er der wahre Schöpfer ist? Er hat es Menschen gesagt, die genauso Sünder sind wie wir, damit wir ihnen unser volles Vertrauen schenken können: den Priestern. Das Bußsakrament ist eine wahre Schönheitsoperation: sie stellt das "Gesicht" deiner Seele wieder her; Gott gibt dir die Schönheit seiner ewigen Jugend.

Eine andere Möglichkeit, in einem ständig erneuerten Frieden miteinander zu leben: sag dir immer wieder, daß der andere vor dir Gott gegenübertreten könnte. Lebe heute, als müßte der andere morgen sterben. So, als wäre es dein letzter Tag mit ihm oder ihr. Versucht es! Ihr werdet sehen, wie plötzlich kleine Reibereien an Bedeutung verlieren, wie dicht und eng euere Beziehung wird.

Wenn der andere wirklich stirbt, wirst du sagen: "Hätte ich es nur gewußt! Ich hätte dieses nicht getan, jenes nicht aufgeschoben... was hätte ich alles für ihn tun können und habe es nicht getan!" Um dir die schmerzliche Reue im nachhinein, wenn es zu spät ist, zu ersparen, solltest du nie etwas aufschieben, was du heute, hier und jetzt, für den anderen tun kannst. Dann wird dein Herz den wahren Frieden finden, vor und nach der großen Trennung, die jeder von uns früher oder später durchleben muß. Bereite dich schon heute auf diesen Moment vor.

Das Teilen: Oasen, in denen die verletzte Liebe wieder genesen kann

Das Gebet ermöglicht auf einzigartige Weise, miteinander zu teilen, sich einander mitzuteilen, sich gegenseitig anzuhören, eine echte Transparenz zu erreichen: es lehr uns, unsere Zeit zu verschenken. Viele Mißverständnisse verschwinden wie Schnee in der sonne, wenn man eine Möglichkeit schafft, einfach und in Ruhe seine Beweggründe zu erklären.

Ein Mangel an Transparenz und Wahrheit in der Beziehung eines Ehepaares ist wie ein Wurm in einer Frucht, der heimlich an ihrem Kern nagt, bis sie zu verfaulen beginnt. Um das zu verhindern, sollten die Eheleute einander immer von ihren Freuden, Problemen, Ängsten und Plänen berichten, alles teilen und miteinander erleben - nicht mit dem Ziel, alte Rechnungen zu begleichen, sondern sich immer besser kennenzulernen und einander demütig in der Wahrheit näherzukommen.

Als Folge davon entsteht dann das Bedürfnis, mit allen zu teilen, vor allem mit den Armen. Das Gebet, das uns zunächst dazu verhilft, die Mitglieder unserer Familie anzunehmen, treibt uns dann auch dazu, unsere Türen den anderen, den Mitmenschen, zu öffnen: den Fremden, den Unbekannten, denen die unerwartet, unangemeldet kommen, uns sie zu empfangen und aufzunehmen, als wäre es Jesus selbst, der an unsere Tür geklopft hat.

Mehr als je zuvor braucht heute die Welt diese Oasen der Liebe, in denen diejenigen, die vom Leben am meisten gezeichnet sind - die, die zu wenig Liebe erfahren haben - angehört werden und sich angenommen und geliebt fühlen können. (Ich kenne einige Homosexuelle und junge Menschen, die aufgrund ihrer persönlichen Familiengeschichte Widerwillen gegen die ehe empfanden und die nur durch den Kontakt mit einer glücklichen, betenden Familie - einer Familie, die durch das Gebet glücklich ist - "geheilt" wurden.) Sie finden dort ihre Lebensfreude wieder, ebenso wie den Wunsch, zu lieben - beides viel zu lang verschüttet.

Auf diese Weise werden die Familien zu Orten der Heilung für eine große Zahl von Menschen mit verletztem Herzen. Sie sind nicht auf sich selbst konzentriert, in Gefahr, zu kleinen Ghettos, zu "Glashäusern" werden; sie teilen mit denen, die die Hoffnung verloren haben, das Beste, das ihr Leben prägt: eine gegenseitige Liebe, von Gott selbst gesegnet und fruchtbar gemacht. ("Die Kultur der Wissenschaft und Technik, deren höchstes Ziel die Effizienz ist, ist wie ein bleierner Umhang, der die Impulse der Liebe abhält. Angesichts dieser Kultur muß die christliche Familie wie eine Oase der Liebe sein, in der die Liebe aus ihrer ursprünglichen Quelle geschöpft wird und ihre Strahlkraft behalten muß. Ein Ort, an dem die menschliche Liebe den Sieg davontragen kann über alle Kämpfe, die gegen die Liebe gerichtet sind, über alle Ideologien, die die Liebe ausklammern wollen". Marie-Dominique Philippe, Au coeur de l'Amour, Seite 134, Ed. Le Sarment-Fayard)

Aber wie kann man solche Menschen aufnehmen, ohne die Familie zu destabilisieren? Die Antwort lautet wieder: durch das Gebet, in dem die Schwächen der Familie durch die Kraft Christi, der in ihrer Mitte weilt, gestützt und ausgeglichen werden. Mit dieser Hilfe wird es in einem gewissen Rahmen möglich, ohne allzu große Gefahr junge Menschen, die noch nach ihrem Weg suchen, aufzunehmen - für eine Mahlzeit, eine Nacht, eine Woche oder mehrere Monate.

Um ihren Wunsch zu teilen deutlich zu machen, bitten mehr und mehr junge Brautpaare ihre Freunde und Verwandten, ihnen anstelle von Hochzeitsgeschenken Spenden für die Armen zu geben ("Ein junges Ehepaar kam zu mir und übergab mir eine große Geldsumme; ich fragte sie, woher dieses Geld käme - denn in Kalkutta geben wir täglich einer Schar von etwa neuntausend Armen zu essen - und sie sagten mir: "Wir haben vor zwei Tagen geheiratet und vor der Hochzeit haben wir beschlossen, weder ein Fest zu feiern noch Hochzeitskleider anzuziehen, sondern ihnen den Geldwert davon zu übergeben". Ich weiß genau, was für ein Opfer das für eine Hindufamilie bedeutet! Ich fragte: "Warum habt ihr das getan?" Sie werden nie erraten, was sie mir geantwortet haben: "Wir lieben einander so sehr, daß wir den Wunsch haben, diese Freude mit den Menschen zu teilen, um die sie sich kümmern". Mutter Teresa von Kalkutta)

KOSTENLOSE MEDIKAMENTE AUF DEM NACHTKÄSTCHEN?

Wie viele Familien zerfallen, weil diese Grundsätze - oder einer der drei nicht gelebt wurden! Wie viele dagegen, die bereits am Rand der Trennung standen, haben den Impuls zu einem neuen Anfang erfahren, eine Rückkehr zu den Gefühlen der Verlobungszeit oder der frühen Jahre der Ehe, einfach dadurch, daß sie - oft auf die Bitte ihrer Kinder - begannen, zu beten und einander um Verzeihung zu bitten. Manchmal hilft es auch, einen Priester oder ein befreundetes Ehepaar um Unterstützung zu bitten, um mit ihrer Hilfe eine Versöhnung herbeizuführen.

ich habe sogar Fälle gesehen, in denen Ehepaare ganz kurz vor der Scheidung unerwartet eine Erneuerung jener Gnaden erfahren haben, die ihnen im Ehesakrament zuteil geworden waren. Denn die Gnade ist immer da, ganz nahe, bereit, wieder auszustrahlen, sobald ihre Quelle "ausgegraben" wird.

Manchmal genügen Kleinigkeiten, um eine Wunde wieder verheilen zu lassen - ein Blick, ein Lächeln, eine liebevolle Geste, ein Wort, ein kleines Geschenk. Aber wer bedient sich dieser Mittel? Wer streckt die Hand aus nach diesen Medikamenten, die immer zu Verfügung stehen?

Laßt niemals die Gnade eures Ehesakramentes in euch sterben. Haltet sie am Leben, indem ihr das annehmt und benützt, was sie euch allzeit geben kann. Sie ist wie ein Samenkorn, das nur wachsen und blühen will. Glaubst du daran?

Und so sind wir plötzlich auf dem Gipfel des Berges angekommen, auf den alles in diesem Buch zusteuert. Jedes Kapitel war nur eine Etappe des langen Aufstieges. Gebet. Verzeihung, Teilen, all dies findet sich vereint in der Eucharistie, führt zu Jesus, zum Brot des Lebens: zu ihm persönlich!

III. DER LEIB DER LIEBE:HEILUNG DURCH DEN EUCHARISTISCHEN LEIB JESU

"Ich bin das lebendige Brot

das vom Himmel herabgekommen ist.

Wenn einer von diesem Brote ißt,

wird er leben in Ewigkeit,

und das Brot, das ich geben werde,

ist mein Fleisch für das Leben der Welt." (Joh 6,51)

Hinweis am Beginn dieses letzten Kapitels:

Die folgenden Seiten werden vielleicht schwer verständlich sein. Um zu verstehen, mußt du einen Sprung ins Leere wagen, ein bißchen wie ein Fallschirmspringer. Und ohne Gottes Hilfe wird es ganz unmöglich sein; bitte darum, wünsche sie dir; Er wird dir helfen. Nur dann wirst du "von innen" begreifen. Bis du soweit bist, lies, um dich zu informieren "von außen" sozusagen: das denken und das glauben also die Christen, dessen sind sie so sicher, daß sie eher ihr Leben aufs Spiel setzen würden, als auf dieses "Wissen des Herzens" zu verzichten oder es zu leugnen.

Ich behandle dich hier als Mann oder Frau, als einen Menschen, der offen ist für die Erfahrungen der anderen, auch wenn du selbst nicht daran glaubst oder danach lebst. Außerdem finde ich, daß du ein Recht auf handfeste Beweise hast. Man ernährt nicht Spitzensportler mit dem Brei, mit dem man Babys füttert. Ich wollte nichts abschwächen oder mildern, unter dem Vorwand, du könntest es nicht verstehen oder es wäre für dich zu schwierig danach zu leben. Das hieße, dich verachten. Deine Intelligenz, dein Herz haben mehr Reserven, als du vielleicht denkst. Du bist imstande, dich dem zu öffnen, was sogar die Kinder annehmen können.

Du kannst auch lesen, ohne gleich alles zu begreifen. Vielleicht werden die dinge mit der Zeit klarer. Wenn du nicht mehr weiter kannst, kannst du dir ja den Rest für später aufheben. Das einzige worum ich dich bitten möchte, ist: mach dich nicht lustig über das , was ich sage, Millionen von Männern und Frauen, von Jugendlichen und Kindern haben diese Erfahrungen gemacht und sind dabei, sie zu machen und haben dadurch Glück, Gleichgewicht und Erfüllung gefunden. Hunderttausende, heute wie in früheren Zeiten, sind lieber in den Tod gegangen, als das Gegenteil zu behaupten. Nimm daher aus Respekt diesen Menschen gegenüber, ohne zu richten und ohne dich lustig zu machen, an, was für sie schöner als das Leben, stärker als der Tod, größer als ihr eigenes Herz war.

1. DER LEIB DES HERRN

EINE PHANTASTISCHE STROBOSKOPIE

Nachdem ich bis jetzt so viel über deinen Körper gesagt habe, möchte ich mich nun dem Leib eines Anderen zuwenden - einem Leib, der ganz besonders ist, aber dennoch genauso "echt" wie deiner. Ich werde ein Licht auf deine Sexualität werfen, das dir helfen wird, sie besser zu begreifen, so wie Sonnenlicht, das durch ein Kirchenfenster scheint, die Details der darin enthaltenen Bilder erkennen läßt.

Sag mir, was es war, das Gott seinem Sohn nicht geben konnte, sein großes "Problem" durch Jahrhunderte hindurch? Das er absolut brauchte, um die gestörte Harmonie der Schöpfung wiederherzustellen, die Schöpfung selbst wieder in die Hand zu nehmen?

Nun, es war ein Körper! Gott hat keinen Körper. Und da der Mensch mit seinem Körper untrennbar verbunden ist, mußte er auch durch seinen Körper gerettet werden - eine (für uns) ganz unabläßliche Notwendigkeit, wenn der ganze Mensch geheilt werden sollte.

Durch viele Jahrhunderte hindurch bereitete er die Geburt eines jungen Mädchens vor. Eine Tages kam er dann, wie ein Bettler, um von diesem Mädchen einen Körper zu erbitten: "Möchtest du meinem Sohn dein Fleisch und Blut, die Farbe deiner Augen, die Züge deines Gesichts geben?" Und Maria gab - in meinem, in deinem, in unser aller Namen - Gott meine Hände, meine Lippen, meine Augen, aller Glieder meines Leibes und vor allem dieses menschliche Herz, in dem die ganze Liebe Gottes wohnen und schlagen konnte.

Ja, Gott wollte dieses Glück kennenlernen, das ihm bisher verborgen war: er wollte eine Mutter haben. Er wollte erfahren wie es ist, so wie wir der Zeit und der Geographie unterworfen zu sein. Er lebte nicht gleichzeitig an zwei Orten, in unterschiedlichen Zeitabschnitten. Wie du und ich ist Jesus das Kind eines bestimmten Volkes, einer Rasse, eines Landes, einer Epoche. Er hat eine Familie, Eltern und Vorfahren. Er ist nicht das Ergebnis einer Urzeugung. Er ist Teil einer langen Linie. Das Evangelium beginnt mit seiner Ahnentafel.

Das Blut Jesu wurde wie über die Kaskaden eines Wasserfalls von einer Generation zur nächsten bis zu ihm weitergegeben. Seit Adam trug die Menschheit in ihrem Schoß den Samen, der eines Tages die Geburt des Sohnes Gottes ermöglichen würde.

Aber um zu erreichen, daß er nicht ein Sünder sei wie alle anderen, daß er wirklich die Menschheit der Sünde, dem Tod, dem Bösen entreißen könne, mußte er der Sünde gegenüber absolut unangreifbar sein, frei von allem Bösen und von vornherein siegreich über den Tode. Zuvor aber mußte das mit allen "Viren und Bakterien" der Sünde "infizierte" Blut der Menschen in seiner Mutter vollkommen gereinigt werden, damit sie ihrem Kind Fleisch und Blut weitergeben konnte, die von aller "Infektion" der Sünde frei waren (Das ist es, was wir die Unbefleckte Empfängnis Mariens nennen). Maria war tatsächlich, wie durch einen chirurgischen Eingriff, frei von dieser "Epidemie"; sie gab die Erbsünde nicht weiter. Die allgemeine Ansteckung war neutralisiert. Ihr Blut ist rein: durch eine Art Transfusion (du wirst sehen, wie) wird es das verseuchte Blut der gesamten kranken Menschheit "desinfizieren".

Diese absolute Reinheit Mariens, die Tatsache, daß sie mit der Sünde nicht das Leiseste zu tun hat, gibt ihr paradoxerweise eine geheimnisvolle Komplizität mit all jenen, die besonders tief in der Sünde und Unreinheit gefangen sind. Sie, die selbst nie gefallen ist, kann die aufrichten, die in den Abgrund gestürzt sind. Am Fuße des Kreuzes standen zwei Marias: die eine, die von vornherein gerettet war, die die Sünde nie berührt hatte; die andere, die alles durchgemacht hatte, bevor ihre Reue sie rettete: wie gut sie einander verstanden - und wie ähnlich sie einander waren!

ENDLICH ETWAS NOCH NIE DAGEWESENES, UNVORSTELLBARES, UNGLAUBLICHES!

Der zweite "chirurgische Eingriff" Gottes: Jesus wird ohne körperliches Mitwirken eines Mannes geboren. In einer Welt, die durch die Sünde gealtert ist, erscheint plötzlich und unerwartet etwas, das bis dahin völlig unmöglich war. Eine ganz neue Welt entsteht. Maria empfängt Jesus direkt durch das Wirken des Heiligen Geistes, außerhalb jeder sexuellen Beziehung - von Gott selbst, nicht von Josef (Mann nennt dies die jungfräuliche Empfängnis Jesu).

Könnte es denn anders sein im Fall eines Menschen, der selbst der Schöpfer des Menschen ist? Insoferne Er Gott ist, empfängt Jesus alles direkt von seinem Vater im Himmel. Insoferne Er Mensch ist, empfängt Er direkt von einer Mutter auf der Erde. In ihm vereinen sich Himmel und Erde, und Er verbindet beides durch ein Band, das nie mehr gelöst werden kann. Gott liebte die Menschen so sehr, daß Er sich mit ihr sogar bis in ihr Fleisch verbunden sehen wollte. Die sexuelle Beziehung ist dadurch für alle Zeiten geheiligt!

Als Mensch hat Er also alles ausschließlich von diesem jungen Mädchen empfangen. Das ist der Grund, warum es nie ein Kind gegeben hat, das seiner Mutter so ähnlich war! Es hat auch nie vorher oder nachher ein Kind gegeben, das sich seine Mutter selbst aussuchen konnte, weil es - als Gott - bereits vor ihr existierte ....

Ob du es glaubst oder nicht, so ist es. Vielleicht zweifelst du heute daran. Eines Tages wirst du glauben, weil du es sehen wirst.

Diese schöne junge Frau, deren Reinheit nie durch den geringsten Schatten getrübt wurde, kann unsichtbar dein Leben teilen, ein Teil deines Lebens werden, wenn du sie zu dir einlädst. Sie war Jungfrau, zur gleichen Zeit aber Ehefrau, denn sie liebte Josef, ihren Mann; sie war Mutter bis zur letzten Konsequenz, wie keine Frau vor oder nach ihr: durch alles ,was sie war und was sie durchlebte, ist sie es, die uns zeigen kann, wie schön gleichzeitig die - heute so oft geschändete - Jungfräulichkeit, die Ehe, die als Institution mehr und mehr ins Lächerliche gezogen wird, und die so oft karikierte Mutterschaft sein können. Wie sollten wir uns daher noch wundern, wie erstaunlich nahe sie uns ist, wie oft sie den Menschen erscheint und wie viele Veränderungen die bewirkt? Wirst du sie einfach links liegen lassen?

GOTTES ABBILD AUF EINER ULTRASCHALLAUFNAHME

Gott wollte also nicht "vom Himmel fallen, mit dem fertigen Körper eines dreißigjährigen Mannes. Er wollte von Anfang an Mensch sein, so wie wir alle. Er wollte erleben, was wir alle erlebt haben. Er wollte ein Embryo sein, der wenige Sekunden, Minuten, Tage, Wochen, Monate alt war. Hätte man damals eine Ultraschallaufnahme machen können, hätte man ab der dritten Woche die Bewegung des kleinen Muskels gesehen, aus dem sich das Herz entwickeln würde: des Herzens, das eines Tages, auf dem Kreuz, zerrissen werden würde und das doch für alle Zeiten weit geöffnet ist. Er hat dieselbe physiologische und

spirituelle Verbindung kennengelernt, wie du selbst sie mit deiner Mutter erlebt hast. Durch neun Monate hindurch hat er ihren Herzschlag gehört und war sensibel für alles, was sie tat, dachte, fühlte, erlebte und liebte. Alles, was die Wissenschaft heute über das Leben im Mutterleib entdeckt hat, hat Gott auch selbst erlebt. Daher kann er auch all die Verletzungen und Traumen heilen, die wir in dieser Zeit erlitten haben und die uns für das ganze Leben prägen, um so mehr, als Er der Einzige ist, der sich daran erinnern kann (gemeinsam mit deiner Mutter, die sicher auch manchmal daran denkt, was sie in dem fraglichen Moment erlebt hat), weil in Seiner Ewigkeit all das, was für dich in der Vergangenheit passiert ist, jetzt und hier geschieht.

Schließlich wollte Er auch geboren und großgezogen werden, sprechen, gehen und arbeiten lernen. Er wollte 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33 Jahre alt sein. Er hat jede Phase der Entwicklung durchlebt, die auch du durchgemacht hast. Sein Körper war anfällig für Müdigkeit, Hunger, Durst, vielleicht für Krankheiten, auf jeden Fall aber für den Schmerz, bis zum Tod. Er kannte die Versuchung, bis in sein Fleisch, aber er hat ihr nie nachgegeben, um dich davor retten zu können. Du brauchst daher nie Scheu empfinden, ihm von deinen diesbezüglichen Problemen zu erzählen. Wie kein anderer wird Er dich verstehen - und heilen können.

Nein, sein Körper war nicht nur eine Erscheinung. Er spielte nicht nur. Jesus ist kein Gespenst.

Gott wollte einen Körper haben, um uns zu zeigen, wie sehr die Sünde das Herz Gottes verletzt. Es war nicht genug, es nur in Worten auszudrücken, es mußte möglich sein, zu hören, zu sehen, zu berühren! Der Leib Jesu zeigt mir, wie sehr Gottes Herz durch das Böse leidet.

Er hätte sich uns auch als Engel präsentieren können: Statt dessen wollte Er sich in der scheinbar armseligsten, ärmsten, unglücklichsten Form zeigen, die vorstellbar ist. Die Platoniker würden sagen, daß er sich in einen Körper eingesperrt hat. Nein! Gott hat sich zu einem Leib gemacht! Ich glaube, es gäbe viel weniger Menschen, die sich Christen nennen würden, wenn sie verstünden, was das bedeutet!

Es handelt sich hier um ein Geheimnis, das für die fernöstlichen Philosophien oder den Islam völlig unzugänglich ist. Das gleiche gilt für das Judentum, allerdings aus einem anderen Grund. Es ist der Stolperstein, auf den alle Religionen stoßen und an dem alle Häresien scheitern. Man sucht alle möglichen und vorstellbaren Erklärungen, um zu beweisen, daß Gott nicht wirklich gelitten hat, daß sein Leib nur eine Erscheinung war ....! Durch die Jahrhunderte hat man viele Thesen und Theorien erfunden, um den Leib Christi zu leugnen oder zu beseitigen!

2. EINE SACHE, DIE ZUR PERSON WIRD

Der Körper, den Jesus für die Zeit seines Aufenthaltes unter den Menschen angenommen hat, war nicht nur eine Art eleganter äußerer Form, die er sich für einige Jahre lang ausgeliehen hat, um ihn dann wieder abzulegen oder ihn nach Gebrauch der Caritas zu überlassen.

Er hat ihn für immer behalten. Als er in der Osternacht den Jüngern erschien, war sein Körper immer noch derselbe, den Maria in ihrem Schoß getragen und in ihren Armen gewiegt, der gelitten und Foltern erduldet hatte. Nur ist er jetzt in der Herrlichkeit, für alle Zeiten jenseits von Leiden, Krankheit und Tod. Jesus behält noch immer meine Hände, meine Augen, mein Gesicht, meine Knochen, mein Fleisch und Blut, mein menschliches Herz. Und das für die Ewigkeit.

Du wirst mir sagen: na schön, irgendwo da oben, in irgendeiner übersinnlichen Dimension?

Nein! Bevor er uns verlassen hat, und um uns niemals wirklich verlassen zu müssen, hat er in die Hände seiner ersten Freunde ein Stück Brot gegeben, über das er sagte: "dies ist mein Leib!" Damit wollte er einfach sagen: "Das bin ich!" Er bat sie, in seinem Namen diese Worte immer wieder zu wiederholen - mit anderen Stückchen Brot. Und nicht nur sie sollten dies tun, sondern auch ihre Nachfolger. Tatsächlich hat es von Generation zu Generation Menschen geben, die man Priester nennt, und die genau diese Worte Jesu über viele, viele Brotstückchen gesprochen haben und sprechen, und die sie dadurch immer wieder in denselben, einzigartigen Leib desselben, einzigartigen Jesus verwandeln. Es handelt sich dabei um Worte, die das, was sie aussagen, auch bewirken, Worte, wie nur Gott sie sprechen kann, schöpferische Worte mit derselben Kraft wie die, die einst, am Beginn der Schöpfungsgeschichte den großen Urknall auslösten, aus dem der gesamte Kosmos entstand.

Dieses Brot wird zum Leib Christi durch die Worte eines Priesters und durch die direkte und unmittelbare Intervention Gottes (wie bei der Empfängnis Jesu). Der Priester und der Heilige Geist: niemals der Eine ohne den anderen: dieselbe Gemeinsamkeit, Einheit, Zusammenarbeit, wie zwischen Maria und demselben, einzigartigen Heiligen Geist. Brot und Wein werden dadurch zu demselben, einzigartigen Fleisch und Blut, das der Mensch durch Maria gegeben und Gott von Maria empfangen hat. Jede Messe ist die Verkündigung - und ist Weihnachten.

Nein, dieser Körper, mit dem Jesus jetzt im Himmel lebt, dieses Herz, das jetzt in einem menschlichen Körper schlägt, die Augen Jesu (ich weiß nicht, ob sie blau sind oder braun, aber sie sind sicher eines von beiden), diese ganz wunderbare Menschlichkeit Jesu ist nicht abgeschoben zu einer weit entfernten Herrlichkeit. Sie ist hier, zum Berühren nahe, in Form von Brot und Wein, damit ich nicht gezwungen bin, das Grausen und den Widerwillen zu überwinden, den mir der Gedanke, Fleisch zu essen und Blut zu trinken, verursachen würde. Jesus schenkt sich mir so, in Form der einfachsten, normalsten, banalsten Dinge des Lebens; auf diese Weise verwandelt er die einfachsten, normalsten, banalsten Dinge meines Lebens.

So wird eine ganz einfache Sache plötzlich zu einer Person. Und was für eine Person! Die meines Schöpfers und Retters, der auf diese Weise kommt, mich zu retten, oder besser: mich neu zu erschaffen! Welch eine wunderbare Verwandlung: ein kleines Stückchen Materie wird zu dem, der sie erschaffen hat. Und überall auf der Welt, seit zweitausend Jahren, wurden und werden diese Worte über Millionen verschiedener Brotstückchen gesprochen und überall und zu jeder Zeit verwandeln sie sich in denselben, einzigartigen Leib desselben, einzigartigen Jesus. Dies schafft gleichzeitig auch eine wunderbare, fast physische Einheit der Menschen untereinander, unabhängig vom Ort oder der historischen Epoche, an dem oder in der sie sich befinden.

Ob du es weißt oder nicht, ob du es glaubst oder nicht, ob du es denkst oder nicht, das ist es, was sich bei jeder Messe abspielt, auch wenn sie nur in ganz einfacher Form gefeiert wird. Das ist es, was man mit dem Terminus Technicus "Eucharistie" bezeichnet (was "danke" bedeutet!)

KEIN PHYSISCHES LEBEN OHNE EUCHARISTISCHES LEBEN

Die Eucharistie wird innerhalb der Kirche fast genauso sehr banalisiert wie die Sexualität in der Welt. Unter Christen ist man heute hinsichtlich der Messe genauso schamhaft und verlegen geworden, wie man es früher im Zusammenhang mit der körperlichen Liebe war. Man hat das Tabu, das früher auf der Sexualität lag, heute auf den Altar übertragen. Wie aber sollen wir beides verbinden? Der Leib Christi ist so eng mit unserem Körper verbunden -bis hin zu unserer Sexualität -, daß man die beiden nicht mehr trennen kann. Eine ständig wachsende Schar von Jugendlichen macht täglich diese Erfahrung: es ist der Leib Christi, durch den wir Heilung für alle sexuellen Probleme finden.

Habe ich nicht sowohl mein Leben als auch mein Sein im Leib Christi? Ich habe meine ganze Existenz aus Gottes Händen empfangen; Gott ist ganz präsent im Leib Christi; ich maß daher - nach kartesianischer Logik - den folgenden Schluß ziehen: mein Körper gehört mit nur dann ganz, wenn ich ganz Christus gehöre; nur dann bin ich darin wirklich "zu Hause". Wenn Jesus in mir lebt, ist mein Körper ein Teil seines Leibes!

Durch eine körperliche Verbindung, die man sehen kann, führt die Eucharistie zu einer rein geistigen Vereinigung. Wenn es sich aber dabei um eine körperliche Vereinigung handelt, die gleichzeitig eine geistige ist, dann ist es nicht möglich, daß deine Sexualität - die ebenso gleichzeitig körperlich und geistig ist - davon nicht berührt wird.

DIE ANDERE HOCHZEIT

Seine Seele vereint sich mit deiner Seele, sein Geist mit deinem Geist, weil sich sein Fleisch mit dem deinen verbindet und sein Blut in deinen Adern fließt. Der Kontakt zwischen ihm und dir ist unmittelbar, greifbar, körperlich.

Aber ich kann diese Art der Vereinigung nur mit den Augen des Herzens sehen; ich kann sie nicht fühlen, aber ich weiß, daß sie stattfindet.

Bei der Kommunion findet eine Vereinigung statt, die man mit einer Ehe vergleichen kann. Es gibt kaum ein Bild, das die Natur der Kommunion so gut beschreibt wie der Vergleich mit der sexuellen Vereinigung. Die Jugendlichen von heute wissen das genauso gut, wie es die Heiligen der Vergangenheit wußten: "Den Leib Christi zu empfangen, bedeutet, mit Gott eine immerwährende Verbindung einzugehen". (Malika, 18 Jahre).

Diejenigen, die eine sexuelle Beziehung im Rahmen einer sehr großen Liebe erlebt haben, werden diese Vereinigung in der Eucharistie auf eine ganz besondere und sehr verinnerlichte Art und Weise verstehen können.

Ein anderes junges Mädchen, Christelle, sagt dazu: "Er hat mir bewiesen, daß er mich liebt. Wenn er in mir ist, existiere ich nur für ihn. Für mich ist die Liebe so besonders schön, wenn man mit jemandem zusammen ist, von dem man weiß, welche Gefühle er für einen in seinem Herzen hat". Kann ich das nach jeder Kommunion sagen?

Sein Leib und dein Leib: sind es jetzt nicht mehr zwei? Sind sie eins? Alle Religionen der Welt haben an diesem Punkt, vor dieser Frage, nur mehr die Wahl zwischen Empörung und Ablehnung oder vollständiger Akzeptanz. Dasselbe gilt für uns Bewohner der westlichen Industriestaaten: wir sind so stark "hirnzentriert", daß wir nicht einmal mehr die Signale unseres Körpers zu interpretieren wissen. Dein Leib gehört dem Herrn; der Leib des Herrn gehört dir. Sie sind füreinander bestimmt. Ich phantasiere nicht. Lies den entsprechenden Abschnitt des Briefes, den der Heilige Paulus an die Korinther geschrieben hat. Und durch dieses wechselseitige Geschenk vereint sich dein Geist mit dem seinen. Wenn du seinen Leib empfängst, öffnet sich deine Seele seinem Geist; so wird dein Körper zu einem Ort, an dem der Heilige Geist Wohnung nehmen kann.

GANZ NAHE BEI GOTT

Zahlreiche junge und auch ältere Menschen finden heute dieselben Worte wie die Heiligen der ersten Jahrhunderte:

"In der Feier der Eucharistie wissen wir oft nicht mehr, wer jetzt wer ist, weil zwischen dem Vater und uns, zwischen dem Geliebten und uns selbst, dieser Geist der Liebe ist. Das Feuer, das da brennt, ist die Vereinigung der Flammen der Liebe, die von jedem von uns ausgehen, und die plötzlich dieses große Feuer bilden, in dem die Liebe ihre höchste Erfüllung findet."

Diese Erfüllung ist so tiefgehend, daß jedes menschliche Vergnügen im Vergleich dazu schal und langweilig anmutet. Das Geschenk der Liebe ist so groß, so stark, daß sich die Keuschheit, glaube ich, von selbst ergibt. Das ist der Grund, warum die Eucharistie für uns so wichtig ist, und zwar täglich. Manchmal passiert es, daß ich mehrere Tage hintereinander nicht kommunizieren kann, und dann ist es schwer - manchmal unmöglich, - die Keuschheit zu leben.

Die Keuschheit, die auch während der sexuellen Vereinigung zu beachten ist, besteht darin, den, den man liebt, zu respektieren, weil sein Körper eine Wohnung Gottes ist. Ich glaube, daß ein Paar dieses Geheimnis nur im Leicht der Eucharistie erfassen kann, die über alle sündhaften Begierden des Menschen hinausgeht". (Chantal, 16 Jahre)

Chaterine de Hueck sagt in ihrem Brief an die Priester: "Manchmal hört man, daß man heiraten muß, um zu wissen, wie man liebt. Ich war zweimal verheiratet (ihr zweiter Mann wurde übrigens später Priester). Nun, ich kenne das, was man die körperliche Ekstase nennt, aber ich kann euch versichern: den Leib und das Blut des Herrn zu empfangen, bedeutet Ekstase jenseits jeder Intelligenz. Dieses Eindringen des phantastischen aller Liebhaber in meine Seele läßt alles andere verblassen (Dear Father, Seite 64).

ICH WILL JESUS NICHT PROSTITUIEREN

Im Ergebnis bedeutet das, daß dein Körper nicht mehr dir selbst gehört. Ein anderer wohnt jetzt darin, einer, dessen Körper ihn von den Menschen abhängig und gleichzeitig mit ihnen solidarisch gemacht hat. Jetzt ist es sein Leib, der dich von Gott abhängig und mit ihm solidarisch macht: aufnahmefähig für seine Liebe.

Wenn das so ist, müssen wir uns fragen, wie können wir den Leib Christi in der Hostie wahrnehmen, wenn wir nicht den Tempel des Heiligen Geistes in unserem eigenen Körper wie in dem der anderen sehen?

Wie können wir die Gegenwart Gottes in der Eucharistie respektieren, wenn wir sie in unserem eigenen Körper nicht respektieren? Ebenso, wie es ein Sakrileg ist, die Eucharistie zu entweihen, ist es auch eines, die Präsenz Gottes im Leib eines Menschen nicht zu achten. Ist für jemanden, der die Kommunion empfangen hat, ein Akt der Unzucht nicht eine Art, Gott zu "prostituieren"?

"Meine eigene Schwester und ihr Freund haben mir gesagt, daß ich, wann immer ich dazu Lust habe, mit möglichst vielen Männern schlafen müßte, wenn ich einmal heiraten wollte. Das hat mich schockiert und verletzt. Und weil ich Christus gehöre, war mir sofort klar, daß ich das nicht tun kann, das wäre so, als wollte ich Jesus zwingen, sich zu prostituieren. Ich bin ein Kind Gottes, eine Schwester Jesu, ich verdanke mein Leben der Liebe Gottes, meine Rettung der Liebe Jesu. Wie könnte ich an so etwas auch nur denken? Das wäre eine Gemeinheit, eine Erniedrigung des Leibes Christi". (Katy, 18 Jahre).

Eine der denkwürdigsten Messen meines Lebens fand in einem Spital mit 2000 Betten statt, am Fuß des Bettes eines jungen Mannes namens Frank. Niemals habe ich die Worte: "Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, dann wird meine Seele gesund" mit einer derartigen Intensität und Wahrheit erlebt; und unmittelbar danach: "Dein Blut ist es, nach dem ich dürste, meine Seele ist es, die der Heilung bedarf!"

Aus einem Brief am Tag nach dieser Messe: "Wir haben die Eucharistie hier in diesem Zimmerchen gefeiert. Wir waren voll Liebe und Freude, der Herr hat uns wieder belebt. Ich hatte auch das Privileg, die Kommunion in beiden Gestalten zu empfangen, jetzt fließt sein Blut in meinen Adern, in meinem kranken, infizierten Blut ... der Herr ist wirklich ein Gott der Liebe und der Hoffnung."

Die Eucharistie heilt auch deine sexuellen Probleme, soweit sie seelischer Natur sind. Sie stellt die Einheit zwischen Körper und Seele wieder her, weil sie eine von Liebe erfüllte physische Beziehung schafft. Sie bringt Harmonie in die Beziehung zwischen Körper und Seele, weil sie eine Verbindung zwischen dir und Gott darstellt. Sie "humanisiert" sexuelle Begierden, die "animalischer" Natur sind, ebenso, wie sie der sexuellen Anonymität, in der viele von uns heute leben, eine persönliche Dimension wiedergibt.

Die Eucharistie kittet dein Herz und heilt langsam deine innere Spaltung. Sie öffnet dich für die Liebe, hilft dir, einen sterilen Narzißmus zu vermeiden und vermittelt dir letztendlich die Erfahrung: "Mein Körper gehört mir nicht ganz, wenn er nicht in erster Linie Christus gehört. Ich bin nur dann wirklich und vollständig ich selbst, wenn Jesus in mir lebt."

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Eucharistie dich deiner Sexualität erst würdig macht. Sie macht daraus von neuem die stärkste Sprache, über die wir verfügen, um unsere Liebe auszudrücken; schließlich ist die Beweis und Trägerin der größten Liebe, die es je gegeben hat.

ER HAT MIT SEINEM LEIB NICHT GESPIELT

Ein junges Mädchen von 17 Jahren, Chantal, sagte mir einmal am Ende einer Messe ganz überwältigt: "Als ich die Hostie in meinen Händen hielt, habe ich plötzlich begriffen: Jesus hat mit seinem Leib nicht gespielt. Er hat ihn wirklich für mich hingegeben!" Was ist der Unterschied? Sich hingeben bedeutet, sich ganz zu schenken, ohne etwas zurückzubehalten, für immer und ewig". Sie hatte damit durch einen einzigen Blick das begriffen, was ihr kein Buch, kein Vortrag und keine Diskussion hätte erklären können: den Sinn der Ehe. Sie kann ihren Körper - oder eigentlich sich selbst mit ihrem Körper - nur mehr so hingeben, wie auch Jesus es getan hat.

Wie sollen wir daher zur Kommunion gehen, den Leib des Herrn empfangen können, der in einer bedingungslosen, uneingeschränkten Liebe gegeben wird, wenn wir in einer sexuellen Beziehung leben, die außerhalb einer derartigen Liebe stattfindet? Mit anderen Worten: außerhalb einer Liebesbeziehung für immer und ewig?

Es ist für mich immer wieder faszinierend zu sehen, wie junge Menschen für sich selbst den Zusammenhang zwischen der eucharistischen Liebe und der körperlichen Keuschheit entdecken.

"Wenn man nicht selbst rein ist, beschmutzt man auch den Leib Christi, der ja die Reinheit selbst ist. Können wir Jesus an unserer Sünde teilhaben lassen? Wenn ja, dann nimmt er Zuflucht zu Gebet und Verzeihung. Reinheit und Keuschheit sind ansteckend." (Jean-Marie, 17 Jahre)

In der Eucharistie empfangen wir auch seine Reinheit.

"Während meiner Jugend - in der ich sehr unter einem Mangel an Liebe litt - ging ich oft zum Tabernakel und wiederholte dort immer wieder: "Ich glaube daran, daß du die Liebe bist, daß alle Liebe der Welt in dir ist. Aber was ist die Liebe?" Wenn die Jungen mich bedrängten, hatte ich ein sehr starkes, fast körperliches Gefühl, daß, wenn ich ihnen nachgäbe, ohne den Segen Gottes, das heißt, gegen meine Seele, zwischen mir und dem Leib Christi so etwas wie eine Barriere entstehen würde. Ich hätte dann nicht mehr zur Kommunion gehen können. Es wäre ein Verrat an meiner Beziehung zu Jesus gewesen (Veronique, 28 Jahre)

Ich habe schon gesagt, daß eine Reihe von sexuellen Abenteuern die Möglichkeit einer exklusiven Beziehung zu einem Menschen verhindert oder zumindest stark erschwert. Gleichzeitig wird man dadurch unfähig, den Wert des Leibes Christi, der in der Eucharistie gegeben wird, richtig zu schätzen und einzuschätzen. Wir können dann nicht mehr verstehen, in welchem Ausmaß die Eucharistie Trägerin einer wirklich reinen Liebe ist.

Claire: "Damit der Heilige Geist wirklich wirken und Frucht bringen kann, muß unser Körper ganz rein, vollständig frei sein."

EIN KÖRPER; DER WIE EIN OBJEKT BEHANDELT WIRD

War es nicht auch der Leib Jesu, der Maria von Magdala, der Sünderin, ihre wahre Identität wiedergab? Als sie ihn am Kreuz hängen sah, muß sie sich gesagt haben, daß dies die höchste Erfüllung der Liebe sei und daß sie weder Jesus verlassen noch die Liebe anderswo suchen können. Vielleicht ist das der Grund, warum auf manche Frauen, die sich - aus welchen Gründen auch immer - prostituieren, die Eucharistie eine geheimnisvolle Anziehungskraft ausübt.

In einer französischen Großstadt kenne ich eine religiöse Gemeinschaft, die mitten im Zentrum der "Rotlichtzone" ihr Domizil hat. Dort zu beten und den Leib des Herrn zu empfangen, wo täglich die Leiber seiner Kinder verkauft werden, ist ein einschneidendes Erlebnis. Eine der Freundinnen der Schwestern stellt sich jeden Abend so auf, daß sie die kleine Lampe sehen kann, die hinter dem Vorhang des Fensters brennt: "Dann denke ich daran, daß Jesus da ist und daß er mich trotz allem liebt. Das bewahrt mich davor, zu verzweifeln."

Vielleicht hat sie gespürt, daß Jesus sich in seiner Eucharistie auf die Seite all derer gestellt hat, die wie Objekte behandelt werden. Er gibt sich uns hin in Form eines Objekts, einer Sache. Tatsächlich behandeln viele Menschen die Hostie wie eine Sache und nicht wie eine Person (man braucht nur zu beobachten, mit welcher Haltung manche zur Kommunion gehen!) Was noch viel schlimmer ist: häufig werden Hostien aus Kirchen gestohlen, um für erotische oder satanische Kulthandlungen oder für schwarze Messen verwendet werden. Ist das so anders als das Kidnappen Unschuldiger für das Geschäft mit sexuellen und anderen Grausamkeiten?

Ich erinnere mich an eine Nacht in der Umgebung der Rue Saint Denis in Paris. Während mehrerer Stunden gingen wir paarweise durch das Viertel und luden alle, die dort ihren Körper feilbieten, ebenso wie potentielle Kunden, zu einem Abendgebet in die Kirche von St. Leu ein, die mitten unter den Sex-Shops liegt. Zu unserem großen Erstaunen folgten ziemlich viele unserer Einladung. Sie kamen und gingen, während die schöne Liturgie von der Auferstehung des Herrn gesungen wurde; Manche blieben nur kurze Zeit, andere bis zum Ende. Als wir zum Schluß den Leib Christi hochhielten und herzeigten, sahen wir das Erstaunen auf den vielen Gesichtern. Sie waren gekommen, um körperliches Vergnügen zu suchen: plötzlich fanden sie sich wieder, vereint um den Leib Christi!

EIN STRAHLENDES LICHT HEILT UNS VON DER BLINDHEIT

In der katholischen Kirche kennen wir ein Glück, das keinen Namen hat: wir können uns zu jeder Tages- und Nachtzeit in der Nähe des Leibes Jesu aufhalten, auch außerhalb der Messe, in der er "erschaffen" wird. Gott sei Dank ist das so, denn Messen finden ja nicht dauernd statt (man benötigt dazu jedesmal einen Priester) und sie dauern ja auch immer nur relativ kurze Zeit. Wenn ich stundenlang einfach ganz nahe bei ihm verharren will, ist eine Messe nicht der geeignete Ort oder Zeitpunkt.

Daher gibt es in jeder Kirche Tabernakel, in denen das Allerheiligste ständig präsent ist - Jesus selbst, der uns zeigen will, daß er immer bei uns ist. Daher ist jede Kirche dein Zuhause, du hast jederzeit das Recht, hineinzugehen - sie auch öffnen zu lassen, wenn sie versperrt ist - und darin Jesus anzubeten. Darüber hinaus kann der Leib Christi auch noch auf dem Alter in einer Monstranz gezeigt werden (man nennt dies die Aussetzung des Allerheiligsten)

Bevor du ihn empfängst, zeigt er sich gerne. Die Augen sind die Fenster der Seele. Jesus wußte das, als er sagte: "Wenn dein Blick rein und klar ist, ist dein Leib erfüllt von Licht".

Ich habe von der Notwendigkeit einer "Askese des Blickes" gesprochen - dort, wo die Nacktheit der Körper den Geist verletzt, bevor sie uns zur Vergewaltigung des Leibes anstachelt. Aber es ist unmöglich, einfach nicht hinzuschauen; wir müssen uns daher bewußt Dinge suchen, die wir dann ebenso bewußt betrachten können: sie Schönheit der Gesichter, die Großartigkeit der Schöpfung, die Gesichter der Heiligen auf den Photos, der Friede und die Ruhe, die von den Ikonen ausgehen. Vor allem aber das Gesicht Jesu selbst, dort wo es am schönsten, sanftesten, bescheidensten, ruhigsten, demütigsten und uns daher am nächsten ist: in der Hostie.

Um wirklich zu begreifen, was der Körper bedeutet, mußt du den Leib des Herrn betrachten. Du hast schließlich nur einen Blick. Der, den du auf den Leib Christi richtest, unterscheidet sich nicht von dem, mit dem du die anderen und dich selbst betrachtest.

Deine Augen sind wie Lampen deines Körpers. Manche Bilder bringen sie zum Erlöschen. Wenn du deinen Herrn betrachtest, beginnen sie, von neuem zu leuchten. Und wenn deine Augen voll Licht sind, wird auch dein ganzer Körper voll Licht sein.

Unsere Augen sind krank, weil sie viel Häßliches, Sündhaftes sehen müssen; viele erotische Bilder, viel Abnormales und Animalisches hat sie geblendet. Wir brauchen die heilsame Ruhe der Kontemplation, den Anblick des Leibes Jesu: nur er kann unsere Blindheit heilen - durch sein strahlendes Licht.

DIE ANBETUNG: GEGENGIFT FÜR DIE KONSUMMENTALITÄT

Wenn wir lange und in Ruhe den Leib Christi betrachten, werden wir ruhig, wir spüren, wie wir mit uns selbst eins werden, wie unsere Gedanken zu dem zurückkehren, was einfach und essentiell ist. Wir lernen, ein schönes Gesicht zu betrachten und uns ganz einfach daran zu erfreuen, ohne Hintergedanken zu haben, ohne daran zu denken, davon in Besitz zu ergreifen.

Nichts entfernt die Liebe weiter und schneller von der Kategorie "Konsum" als die Anbetung.

Als Frank vorübergehend aus dem Spital entlassen wurde, fuhr er sofort nach Montmatre. Kardinal Lustiger war gerade dabei, mit dem Allerheiligsten die Stadt Paris zu segnen. "In diesem Moment begann ich, Paris zu lieben, diese Stadt, die ich immer gehaßt hatte wegen der Dinge, die sie mir angetan hatte ...."

DIE EHELEUTE

Wenn die Liebe das größte Abenteuer ist, das man sich vorstellen kann, ist die Eucharistie die beste Vorbereitung darauf. In der Eucharistie ist alles enthalten, was das Wesen einer guten Ehe ausmacht: Jesus übernimmt Verantwortung für deine Vergangenheit, deren Wunden er heilt, und er bietet dir eine neue Zukunft: das alles, indem er dir die Gegenwart zum Geschenk macht.

Die Eucharistie lehrt uns, für den anderen und dessen Zukunft Verantwortung zu übernehmen, ihn in seiner Entwicklung zu unterstützen und zu akzeptieren und ihm zu helfen, das zu werden, was er nach Gottes Plan sein kann und soll.

Die Ehe zwischen zwei Menschen kann sehr viel Kraft und Unterstützung aus der Eucharistie gewinnen. Der gemeinsame Kommunionempfang verleiht der ehelichen Liebe und Gemeinsamkeit eine neue Dimension. Gott liebt uns, ohne Rücksicht auf unsere Fehler und Untreue, ja sogar für sie. Nirgendwo können wir seine Treue besser sehen; die Eucharistie erneuert immer wieder die Liebe und Treue zwischen den Eheleuten ("Für uns Verheiratete gibt es auch die Keuschheit von einer Kommunion bis zur nächsten. In der eucharistischen Vereinigung ist immer zumindest ein Teil, dessen Liebe nie weniger wird ... und der dem anderen das Feuer seiner Liebe weitergeben kann..." -Jean, verheirateter Diakon).

Er schenkt sich uns immer von neuem, Tag für Tag. Er schenkt dir absolutes Vertrauen, er wendet sich ganz dir zu.

Viele Ehepaare können bezeugen, wieviel ihnen die Eucharistie auf ihrem Weg durch die Schwierigkeiten und Uneinigkeiten der ehelichen Beziehung geholfen hat.

"An jenem Abend habe ich gefühlt, wie groß die Gnaden sind, die mit dem Ehesakrament gegeben werden, und wie Gott auf unsere Gebete antwortet .... Während der Messe spürte ich neben mir die Anwesenheit meines Mannes, sehr still und angespannt, und ich begann, fast schmerzlich für ihn und für uns zu beten, für uns, die wir uns gleichzeitig so nahe in der Liebe und so fern in unserer Beziehung zu Gott sind. Bei der Kommunion sah ich, daß er sich zuerst abwandte; dann aber kam er zurück und empfing die Kommunion. Später sagte er mir: "Ich hatte das Gefühl, gerufen zu werden". Noch nie hatte ich eine so deutliche, unmittelbare Erhörung meiner Gebete erlebt."

WENN MEINE LIPPEN NICHT KOMMMUNIZIEREN KÖNNEN; EMPFÄNGT MEIN HERZ DEN HERRN

Die Eucharistie ist nicht das Symbol, sondern die Realität selbst der unauflöslichen Vereinigung zwischen Gott und uns (Jesus ist ganz Gott und gleichzeitig ganz Mensch), ebenso wie zwischen Jesus und seiner Kirche (der er seinen Leib und damit seine Gegenwart anvertraut hat). Daher können - logischerweise - diejenigen, deren Ehe in die Brüche gegangen ist und die in einer neuen Verbindung leben - die Geschiedenen, die von der Kirche nicht neuerlich verheiratet wurden, nicht kommunizieren: sie selbst haben die Kommunion abgebrochen. Aber es mit allem Nachdruck gesagt werden: nichts hindert sie daran, als Kinder Gottes zu leben, ihr ganzes Leben auf dem Evangelium aufzubauen, den Seligpreisungen Jesu gemäß zu handeln, dem Reich Gottes zu dienen - mitten in der Kirche. Es kommt nur darauf an, wie weit ihr Leben als Getaufte aus der Liebe und in der Liebe gelebt wird.

Man sagt es viel zu selten: sie können ein intensives eucharistisches Leben führen. Sie dürfen und sollen den Leib des Herrn anbeten - um so intensiver, da sie nicht kommunizieren dürfen. Sie können und sollen "geistig" kommunizieren: durch den innigen Wunsch, den Herrn zu empfangen, durch ihre Sehnsucht nach der Kommunion. Dann werden sie alle Gnaden der Kommunion in ihrer Seele empfangen können. Diese "Kommunion der Sehnsucht" ist die, die alle jene leben müssen, die nicht tatsächlich physisch kommunizieren können: Kranke, Gefangene, Christen in Ländern, in denen die Kirche verfolgt wird oder in denen es keine Priester gibt. Ihre eucharistische Verbundenheit mit Jesus ist oft größer und intensiver als die der Christen, die Möglichkeit haben, tatsächlich materiell zu kommunizieren, die dies aber mechanisch und - wie in vielen Fällen - eigentlich nur aus Tradition oder Routine tun. Alles hängt ab von der Intensität der Liebe.

Denen, die Gott lieben und die sich in einer solchen schmerzlichen Situation empfinden, sondern daraus eine lebendige Messe zu machen, in der die ganzen leidvollen Umstände, alle Sehnsüchte und unerfüllten Wünsche Gott zum Geschenk gemacht werden.

MEINER KIRCHE EBENSO WIE MEINEM LAND

"Ich habe nie zuvor so sehr den Wert der Eucharistie und das Bedürfnis danach gespürt, wie ich es spüre, seit ich davon ausgeschlossen bin. Im übrigen verstehe ich den Standpunkt der Kirche ... heute fordere ich nichts mehr. Ich gebe einfach nur meinem Schmerz Ausdruck... Ich richte nicht die katholische Kirche, die ja meine Mutter ist. Ich habe in ihr meinen Platz gefunden, den des Armen, des Bettlers. Anfangs zog ich es vor, mich hinter einer Säule zu verstecken, von wo aus ich der Messe sehr konzentriert folgte, vor allem im Moment, in dem das Allerheiligste hochgehoben wurde. Die Größe dieses Geheimnisses durchdrang mich und versetzte meine Seele in Erstaunen; ich sollte eigentlich davon gar nicht in der Vergangenheit sprechen, da es mir heute noch genauso geht, immer mehr sogar. Einer der Romane, die ich demnächst veröffentlichen werde, wird von der Eucharistie handeln, ich werde ihn wahrscheinlich "Die hohen Räume" nennen. Er wird das Ergebnis dieser langen eucharistischen Enthaltsamkeit sein, der ich jene Vertiefung verdanke, die mir zu einem echten, tiefen Glauben an die tatsächliche Präsenz Gottes verholfen hat.

Es gibt mehrere Arten, zu kommunizieren, auch für einen wiederverheirateten Geschiedenen, wenn Gott es zuläßt. Da ist zuerst einmal die sogenannte "geistige" Kommunion, die darin besteht, daß ich in dem Augenblick, in dem jeder der Kommunikanten das Brot des Lebens entgegennimmt, aus ganzer Seele bete: "Oh Vater, hilf ihm (oder ihr), dich so zu empfangen, wie ich dich gerne empfangen würde..."

Außerdem fühlen sich heutzutage die wiederverheirateten Geschiedenen in der Kirche nicht mehr so fremd. Das, was von uns verlangt wird, und zwar sofort, ist, ein bißchen mehr in der Liebe zu leben, ein bißchen intensiver daran zu glauben, wenn das möglich ist. Das ändert nichts an dem Hunger, der uns in jeder Messe überfällt. Ich werde wahrscheinlich sterben, ohne jemals wieder die Eucharistie empfangen zu haben. Ich will sie mir auf keinen Fall "erschleichen". Aber kein Leiden ist je umsonst, wenn man diese Situation mit Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit auf sich nimmt. Ich gehöre meiner Kirche, ebenso wie dem Staat, dem ich diene." (Fernand Lequenne, Untersuchungsrichter, Interview in France Catholique)

GANZ GEWEIHT

Und dann gibt es noch die, die von vornherein und für immer darauf verzichten, eine menschliche Liebe zu leben und eine eigene Familie zu gründen, aus einer Art übergroßen Liebe zur Liebe heraus. Alle, die auf diese Weise ihr Leben hingeben, können nur durchhalten, wenn sie eine ganz enge Beziehung zum Leib Christi eingehen. Sie verzichten auf alle anderen Liebesbeziehungen, um diese eine ganz voll und intensiv leben zu können.

Ich spreche hier aus persönliche Erfahrung; ich bin in meiner Sexualität genauso angreifbar wie jeder andere Mann, und ich könnte ohne diesen täglichen Kontakt, ohne die täglich erneuerte Verbindung mit Jesus, nicht durchhalten. Nur die Eucharistie (Kommunion und Anbetung) gibt mir die Kraft dazu.

Der Priester weiht sich ganz, mit Körper und Seele, er kennt nur eine einzige Liebe: die Eucharistie. Er ist so stark erfaßt von dem Geheimnis, das er täglich vollzieht, daß sein ganzes Leben nicht ausreicht, es auszudrücken. Er ist es, der den Leib Christi sozusagen ""zur Welt bringt", der Gott die Möglichkeit gibt, die höchste Erfüllung seiner Liebe zu zeigen. Er gibt Jesus sein eucharistisches Leben, ein bißchen so, wie Maria ihm sein menschliches Leben gab. Sollte er daher nicht, so wie sie, jungfräulich bleiben?

DEN LEIB CHRISTI LIEBEN; UM DEN LEIB DES MENSCHEN ACHTEN ZU KÖNNEN

Ich stelle die Frage für alle - ob es sich jetzt um Priester, Nonnen oder Mönche, um Eheleute, Verlobte, junge Menschen in der ersten großen Liebe oder Jugendliche, die sich um die Erhaltung des Herzens und des Leibes bemühen, handelt - ich frage für alle: kann man ohne die Eucharistie durchhalten? Ist es ohne diese Schule der Liebe überhaupt möglich, auf dem rechten Weg bleiben? Hier ist das Martyrium der Liebe Jesu gegenwärtig und wir können daran teilhaben. Keuschheit und Verzicht sind nur andere Formen des Martyriums und damit ebenso Gradmesser der Liebe... nicht bereitet uns so gut auf das Martyrium vor wie die Enthaltsamkeit -und wie die Eucharistie, in der Jesus mit eine Seele schiedet, die bereit ist, treu zu sein bis in den Tod.

In den Erzählungen über die Leiden der Märtyrer spielt die Eucharistie immer eine besondere Rolle. Die jungen Ugandesen, die sich den Befehlen ihres perversen Königs zu widersetzen wagten, kamen in der Nacht heimlich zu einer Messe in die Mission von Narakulongo. Gestärkt durch das "Brot des Lebens" traten sie dann erfüllt von einer solchen Freude vor ihren Henker, daß die Folterknechte sagten: "Man hat den Eindruck, daß sie auf dem Weg zu einer Hochzeit seien ..."

Ja, wir alle ganz gleich, wo und wie wir leben, brauchen den Leib Christi, um die Menschen lieben zu können. Und die Reinheit ist es wert, dafür zu sterben.

3. DEIN LEIB IST SO EWIG WIE DIE LIEBE

DEIN LEIB: DER ORT DES PFINGSTFESTES

Der Ort des Pfingstfestes war die "Dachkammer", an dem die Apostel zu Pfingsten den Heiligen Geist empfingen. Der Leib Christi in der Messe ist ganz vom Heiligen Geist durchdrungen. Bei der Kommunion werde auch ich vom Heiligen Geist erfüllt, er gibt mir seine Energien, seine Kraft. Mein Körper wird dadurch zu einem Aufenthaltsort des Heiligen Geistes.

Es ist wichtig, in der Liturgie (dem Gebet der Kirche) die Bedeutung der Gesten wiederzufinden: das Heben der Hände, Verbeugen, Knien, Weihrauch, Kerzen, Prozessionen ... alles, was unseren Körper am Gebet teilhaben läßt. (Einer der Gründe, warum so viele Christen im Westen fernöstliche Körperausdrucksformen wie Yoga praktizieren, liegt darin, daß in unserer abendländischen Liturgie der Körper erstarrt war - Ausdruck eines Mangels und eines Bedürfnisses.) Nicht nur in der Liturgie, sondern auch in unserem persönlichen Gebet (Im Orient legt man großen Wert auf den Zusammenhang zwischen Gebet und Atmung. Der Atem ist der Rhythmus des Körpers, der am leichtesten zu kontrollieren ist (der Herzschlag entzieht sich überwiegend der Kontrolle). Dennoch ist der doppelte Rhythmus von Herz und Atmung der, der das "Gebet des Körpers" bestimmt, wenn eine Einheit zwischen Körper und Seele vorhanden ist.

So kann das Gebet nach und nach deinen Körper durchdringen. Der Heilige Geist kann uns durchdringen, es kann uns Gott näher bringen und ähnlicher machen - wenn wir ihn lassen. Es gibt Frauen - gleichgültig, ob sie Nonnen oder Mütter sind - sie der heiligen Jungfrau mit der Zeit immer ähnlicher werden. Sie strahlen Ruhe, eine ganz besonderes inneres Licht aus. Dasselbe kann man bei Männern beobachten, und zwar in allen Bereichen des Lebens: sie werden Jesus immer ähnlicher. Sie alle lassen den Heiligen Geist in sich arbeiten, sie geben ihm Wohnung - und er strahlt ungehindert aus ihren Augen hervor. Menschen, die ganz aus ihrer Liebe zu Gott leben, haben oft eine besondere, fast schon "himmlische" Schönheit, die mit Äußerlichkeiten nichts mehr zu tun hat.

Die Tatsache, daß der Leib Christi immer lebendig ist, bedeutet auch: mein Körper ist für die Ewigkeit geschaffen. Mein Körper, der jetzt noch allen Bedingungen von Raum und Zeit, von Leid, Krankheit und Alterung unterworfen ist, wird auferstehen! Mit den Narben, die er im Laufe seines Lebens auf der Erde empfangen hat, wird er, wenn seine Zeit gekommen ist, vom Geist verherrlicht werden (sieh Ph. 3,21 - 1 Kor 15,44). Verleiht dies nicht meinem Körper einen ganz besonderen Wert?

Der Körper und die Seele, aus denen ich bestehe, gehören zusammen, für immer. Auch wenn sie für einige Zeit durch den Tod getrennt sind - mein einzigartiger Körper und meine einzigartige Seele können nur gemeinsam das ewige Glück kennenlernen. Allein diese Perspektive läßt mich meinen Körper in einem ganz neuen Licht sehen. Wie ist es möglich, ihn nicht zu respektieren, wenn er doch meiner Seele für immer, für die Zeit und die Ewigkeit, Wohnung ist?

"Die Auferstehung der Toten" ist eine Realität, von der viel zu wenig gesprochen wird. Dennoch ist sie es, die gleichzeitig Quelle und Ziel meiner Sexualität ist. Wenn es wahr ist, daß nur die Liebe ewig währt, wenn aber gleichzeitig mein Körper für die Ewigkeit geschaffen ist, so muß das bedeuten, daß nur die Liebe - die große, wahre Liebe, die einzig und allein von Gott selbst kommen kann - meines Körpers würdig ist, meinem Körper entspricht. Das ist klar. Alles, was ich aus Liebe, in der Liebe, mit Liebe tue, ist für die Ewigkeit und wird nie verloren gehen.

Jetzt weiß ich also: nach der Trennung, die der Tode bedeutet - die radikale Trennung von Leib und Seele - werde ich meine Hände, mein Gesicht, meine Augen, meinen ganzen Körper wiederfinden, in einer neuen Form zwar - lichterfüllt, auferstanden - aber immer noch derselbe, mit dem ich mein ganzes Leben hindurch meine Liebe ausgedrückt habe.

Wer aber beweist mir, daß das wirklich so stattfinden wird? Daß das mit Jesus passiert ist, ist irgendwie normal. schließlich war er der Schöpfer selbst. Aber es gibt einen Menschen, an dem wir genau sehen können, wie der Plan Gottes für uns aussieht -Maria! Sie war eine Frau wie jede andere auch, sie hatte keine besonderen, schöpferischen Fähigkeiten. Und ihr Leib ist bereits in der Herrlichkeit. Sie hat die "Auferstehung der Toten", die wir in jedem Glaubensbekenntnis proklamieren, bereits vorweggenommen - ein lebendiges Zeichen für uns alle, die wir Schwierigkeiten haben, uns vorzustellen, was "nachher" sein wird.

Die Weitergabe des Lebens durch die Sexualität ist wie eine Bestätigung durch die Realität, mit der wir hier leben, daß dieses Leben für die Ewigkeit ist. Wir geben das Leben nicht weiter für den Tod - wir bekommen nicht Kinder, damit sie ein paar Wochen, Monate, Jahre - 90 - 100 Jahre höchstens! - leben und dann sterben. Wir geben ihnen das Leben für immer und ewig!

Einem Kind das Leben zu schenken, bedeutet, ihm zu sagen: "Du kannst niemals sterben"; ebenso, wie die Worte "Ich liebe dich" einem anderen gegenüber so viel sagen wie: "du wirst nicht sterben!" Wie könnte ich jemandem sagen: ich liebe dich!, wenn ich ihm gleichzeitig sage: du wirst sterben!?

Die Liebe ist ewig und der Körper ist ewig. Daher können die Körper sich nur in der Liebe vereinen. Nur die wahre Liebe ist des Leibes, den Gott uns gegeben hat würdig.

Es ist die Eucharistie, die in meinem Leib den Grundstein, den Samen sozusagen, für die Herrlichkeit legt. Es ist unmöglich, daß ein Leib, der den wiedererstandenen Leib des Herrn empfangen hat, für immer sterben kann - nicht nur im metaphysischem, mystischen, sondern auch im biologischen Sinne unmöglich!

Einen der Beweise dafür, die Gott uns von Zeit zu Zeit gibt, liefern die Personen, die ein ganzes Leben lang nur von der Eucharistie leben, ohne jede andere Nahrung, wie Marthe Robin und andere, die heute noch leben. Marthe Robin wurde im Laufe ihres Lebens wiederholt von Ärzteteams untersucht; immer wieder wurde in medizinisch einwandfreier Form dasselbe Ergebnis festgestellt: durch vierzig Jahre hindurch lebte sie nur vom Leib des Herrn; sie war ganz und gar unfähig, andere Nahrung aufzunehmen.

Immer wieder gibt es auch Heilungen, die auf die Präsenz des Herrn in der Eucharistie zurückzuführen sind, und das nicht nur an Wallfahrtsorten, sondern überall dort, wo eine Gruppe von Christen mit ihren Kranken hinkommt in dem festen Glauben an eine Heilung - wie es in den Dörfern von Palästina geschah, als sich die Nachricht von den Heilungen herumsprach, die Jesus und später seine Jünger bewirkten. Jesus hat heute noch genauso viel Mitleid mit den Kranken, wie er es damals hatte. Ist das erstaunlich, wenn man bedenkt, daß er das Leben selbst ist?

Einem Toten befahl er: "Steh auf!" und der junge Mann "stand auf und ging umher". Zu einem 12jährigen Mädchen sagte er: "Wach auf!" Sie öffnete die Augen und er nahm sie und legte sie in die Arme ihrer vollkommen verblüfften Mutter..... Auch heute passieren solche Dinge noch: vor wenigen Jahren erwachte in einem Spital in Brüssel eine junge Frau aus einem irreversiblen Koma, gegen das alle Mittel der modernen Medizin machtlos waren, nachdem man ihr die heilige Kommunion verabreicht hatte. Alle Anwesenden - Ärzte und Krankenschwestern, manche davon gläubig, andere nicht - bestätigten den Vorfall. Solche Wunder sind natürlich selten; gelegentlich aber läßt Gott sie geschehen, um uns ein Zeichen zu geben - dafür, daß Jesus nicht nur gekommen ist, um unsere Seelen zu retten, sondern den ganzen Menschen mit "Leib und Seele".

So bereitet der Heilige Geist deinen Körper darauf vor, verherrlicht zu werden. Du wirst Gott ähnlich sein, du wirst ihn sehen, wie er ist, weil er dich so liebt, wie du bist.

Dein ganzes Leben lang wirst du ihn angenommen und geliebt haben, wie er ist - in der Eucharistie, in der er deinen Leib auf die Herrlichkeit vorbereitet.

Dein Leib, geschaffen für die Liebe. Seine Liebe.

Eine Liebe für das Leben, SEIN LEBEN!


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(Padre Alex)


Abtreibung ist Mord: die Füßchen der ungeborenen Babies rufen uns ins Gedächtnis und ins Gewissen, daß das menschliche Leben mit all seinem von jedermann zu achtenden Lebensrecht ab der Empfängnis (Verschmelzung von Samen und Ei) beginnt. Daher ist bereits die Verhinderung der Einnistung Tötung unschuldigsten Menschenlebens durch Pille danach, Spirale und sogar mit einigen Prozent Möglichkeit durch die normale Pille - mach' mit bei der Kampagne für das Leben unter http://www.little-feet.org/kampagne/index.html