Leserbrief im März 1995 als Reaktion auf einen mißverständlichen Beitrag über das Treffen der Bischöfe zum katholischen Religionsunterricht ("Umkehr in der religiösen Einbahnstraße"):

Ein wichtiger Hinweis, bevor Du liest: Leserbriefe können eine Thematik meist nicht wirklich in der nötigen Ausführlichkeit mit allen Blickwinkeln und möglichen Argumenten abdecken - zudem sind sie aufgrund einer bestimmten Antwort auf eine bestimmte Kritik oder Fragestellung von vornherein immer der Gefahr einer momentanen Einseitigkeit ausgesetzt, dies muß bei Durchsicht jeglichen Leserbriefes immer im Auge behalten werden. Padre Alex

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(Padre Alex)


>> Daß nun die "traditionalistischen Bischöfe" - wie der Journalist formuliert - nicht mehr die Forderung stellen wollen, im Religionsunterricht die ganze Wahrheit des Glaubens an die Schüler heranzubringen, erscheint schlecht recherchiert. Es wäre traurig, wenn die Fachreferate bei der Tagung zu einem solchen Ergebnis geführt hätten.

Nun scheint aber gemäß verschiedener Erfahrungsberichte der heutige Religionsunterricht häufig wenig zielgenau, es wird tatsächlich zu wenig Glaubenswissen vermittelt. Die Unwissenheit über religiöse Grundtatsachen reicht sogar bis hinein in den jungen Klerus. Nicht ein "offener" Unterricht auf primärer Basis von "Lebenssituationen" ist also die richtige Antwort auch auf einen Bevormundungsvorwurf, sondern eine saubere Rationalität in Anlehnung an die Worte Anselm v. Canterburys "Der Glaube sucht zu verstehen" (prosl. prooem.), ohne zu vergessen, daß der Beweggrund, zu glauben, nicht darin liegt, daß die geoffenbarten Wahrheiten im Licht unserer natürlichen Vernunft wahr und einleuchtend erscheinen. Wir glauben bekanntlich "wegen der Autorität des offenbarenden Gottes selbst" (Vat. I, DS 3008). Glaubenslose Schüler müssen rational-korrekt informiert werden: das so vermittelte objektive und überprüfbare Glaubenswissen kann später äußerst fruchtbar werden, was von einem nur offenen Diskussionsgerede wohl nicht gesagt werden kann.

Welche Forderungen sind also bezüglich des Religionsunterrichtes zu nennen?

1. Der Lehrer muß von sich etwas fordern, vor allem hat seine Treue zur katholischen Kirche erkennbar zu sein. Er muß sich mit jedem einzelnen Glaubenssatz identifizieren und ihn im Unterricht mit Liebe und Ehrfurcht darstellen können. (Von einem katholischen oder "konfessionellen" Unterricht kann daher heute manchmal nicht mehr gesprochen werden!)

2. Von den Schülern, die ernstgenommen werden wollen, ist viel zu fordern, auch in Form einer ernstzunehmenden regelmäßigen Überprüfung. Nüchterne Sachlichkeit hat Vorrang vor "Spielen". Totalitäre und persönlichkeitszerstörende Gruppendynamik ist auszuschalten.

3. Freches Distanzieren von der päpstlichen Lehre, Sympathie für einseitige Meinungsgruppen und sektenhafter Übereifer sollten zur Entfernung eines Lehrers führen.

4. 80 Prozent aller Unterrichtsstunden haben der Vermittlung des Katechismus zu dienen! (Wozu sonst Religionsunterricht?!)

Mit freundlichen Grüßen <<


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